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Familie Emydidae
Karolina-DosenschiIdkröte
(Terrapene
carolina)
Die Karolina-Dosenschildkröte lebt in
mehreren Formen vom südöstlichen Kanada bis in die südlichen USA. Obwohl sie
systematisch zu den Sumpfschildkröten (Familie Emydidae) gehört, ist sie mehr
eine Landschildkröte, die aber zum Baden gerne und lange im seichten Wasser
sitzt. Der Rückenpanzer ist halbkugelförmig, der Bauchpanzer durch zwei Klappen
beweglich. Diese Eigenschaft gab der Dosenschildkröte ihren Namen. Im
Gefahrenfall zieht sie ihre Extremitäten ein und verschließt mit den Klappen
die Lücke zwischen Bauch und Rückenpanzer. Für die Terrarienhaltung ist die-
Karolina-Dosenschildkröte wegen ihrer geringen Größe gut geeignet. Mit etwa 15
cm Panzerlänge ist sie ausgewachsen. Auch die anderen Dosenschildkröten-Arten
werden kaum größer. Diese Tatsache sollte aber nicht dazu verleiten, für die
Pflege ein kleineres Terrarium zu verwenden. Es ist anzustreben, den Tieren
auch im Zimmerterrarium möglichst viel Auslauf zu bieten. Zwei Drittel der
Bodenfläche bedeckt man wenige Zentimeter hoch mit trockenem Sand, die
restliche Bodenfläche, die man mit Steinplatten etwas abtrennt, füllt man etwa
zehn Zentimeter hoch mit einem Torf-Sandgemisch. Diesen Teil hält man mäßig
feucht. Sollte es zur Eiablage kommen, wählt das Weibchen den lockeren,
feuchten Bodengrund zum Vergraben. Man muß deshalb von Zeit zu Zeit einmal
nachsehen. Unterschlupf bietet man in Form von Steinhöhlen oder genügend großen
gewölbten Korkrindenstücken. Eine größere Wasserschale dient als Badebecken. Um
ein leichtes und schnelles Reinigen zu ermöglichen, wird sie nur auf den Sand
gestellt, eventuell durch Hinunterdrücken etwas versenkt.
In ihrem Verhalten sind
Dosenschildkröten nicht so "stur" wie Landschildkröten. Sie
beobachten aufmerksam, was innerhalb und außerhalb des Terrariums vorgeht. Fast
möchte man sagen, sie "überlegen", was sie als nächstes tun. Der
Speiseplan verrät die systematische Zugehörigkeit zu den Wasserschildkröten.
Außer Grünzeug, Beeren und Obst ist fleischliche Kost notwendig. Auch ihr kann
man mageres Hackfleisch, geschnittenes Herz und andere Innereien, mit rohem Ei
und Calcipotpulver aufgewertet, geben; des weiteren Hunde- und Katzenfutter aus
der Dose, Mehlwürmer, Heuschrecken, Regenwürmer, Schnecken, junge Mäuse sowie
junge Ratten. Die kleinen Mäuse und Ratten tötet man vor dem Verfüttern
unbedingt ab, da Landschildkröten bedächtig fressen und ihre Beute nicht zuerst
töten. Interessant ist die Paarung. Das Männchen klettert auf den Panzer des
Weibchens, hakt sich mit den Hinterfüßen unter dessen Rückenpanzer und läßt
sich nach hinten kippen. Die Paarung dauert stundenlang, oft findet sie in der
Wasserschale statt. Manchmal genügt es schon, das Männchen kurz unter
fließendes, lauwarmes Wasser zu halten, um den Paarungstrieb zu wecken.
Eine Überwinterung ist nicht unbedingt
notwendig, ein paar Wochen mit etwas herabgesetzter Temperatur genügen. Besteht
die Möglichkeit eines Freilandaufenthaltes, sollte dieser den Sommer über auch
genützt werden.
Gelbrand - ScharnierschiIdkröte
(Cuora flavomarginata)
Wie bei der amerikanischen
Dosenschildkröte ist auch bei der asiatischen Scharnierschildkröte der
Bauchpanzer gegen den Rückenpanzer hin beweglich. Die Scharnierschildkröten
sind aber nicht nur wegen der Systematik, sondern auch wegen ihrer Lebensweise
als Wasserschildkröten anzusehen. Die bis 20 cm lange Gelbrand
Scharnierschildkröte kommt aus Ostasien und wird nicht oft angeboten. Sie ist
eine ruhige Schildkröte, die sich gern auf dem Landteil eingräbt. Erforderlich
sind Temperaturen von 24°C bis 28°C. Die Kost sollte gemischt und vielseitig
sein, besonders gern werden Bananen angenommen.
Malayische Dornschildkröte
(Cyclemys dentata)
Ähnlich wie bei der
Scharnierschildkröte ist auch bei der nur in zwei Arten vorkommenden
Dornschildkröte ein beweglicher Bauchpanzer vorhanden. Dieses Merkmal zeigen
aber nur erwachsene Tiere, in der Jugend ist der Bauchpanzer noch starr und
unbeweglich festgewachsen. Die Malayische Dornschildkröte kommt in Südostasien
vor. Die Panzerlänge beträgt bis 25 cm. Die Pflegeansprüche sind die gleichen
wie bei der Gelbrand-Scharnierschildkröte.
Stachel-Erdschildkröte
(Geoemyda spinosa)
Bis 25 cm Panzerlänge erreicht die
eigenartige Stachelschildkröte, die aus Hinterindien und dem Sundaarchipel zum
Terrianer kommt. In der Jugendzeit sind die Randschilder des Rückenpanzers
strahlenartig nach außen verlängert und leicht nach aufwärts gebogen. Von oben
sieht ein Jungtier wie ein Stern aus. Als Landbewohner benötigen sie viel
feuchte Wärme. Mit zunehmendem Alter verschwinden die Stachelschuppen,
gleichzeitig nimmt die Neigung zum Wasserleben zu. Im Terrarium kann man sie
jahrelang im flachen Wasser (etwa 4 cm) halten, ein Landteil muß natürlich auch
vorhanden sein. Die Nahrung besteht aus Obst und gelegentlich etwas
Fleischkost. Das Futter wird oft stundenlang nicht beachtet. Der Kot riecht
übel. Für einen Anfänger ist die Stachelschildkröte nicht empfehlenswert.
Außerdem werden diese Schildkröten sehr leicht krank und bereiten viel Kummer.
Chinesische Dreikielschildkröte
(Chinemys reevesii)
Eine auch für noch wenig erfahrene
Terrarianer empfehlenswerte Schildkröte ist die aus China, Japan und den
Philippinen stammende Chinesische Dreikielschildkröte, die nur etwa 12 cm lang
wird. Sie verträgt auch etwas niedrigere Temperaturen. Hält man sie im Sommer
über im Freilandterrarium, verläßt sie zeitweise das Wasser und gräbt sich auf
dem Landteil ein.
Schwarze Dickkopfschildkröte
(Siebenrockielle crassicollis)
Die Schwarze Dickkopfschildkröte kommt
aus Südostasien und ist recht wärmebedürftig (27°-30°C). Die Panzerlänge
erreicht höchstens 18 cm. Pflanzliche Kost wird von ihr nicht gern angenommen.
Man bietet ihr zartes Rinderherz in Streifen, Insekten und Fische.
Malayen-Sumpfschildkröte
(Malayemys subtriiuga)
Ebenfalls aus Südostasien kommt die
auffallend hübsche Malayen-Sumpfschildkröte. Ihre Pflege ist wegen
Ernährungsschwierigkeiten nicht empfehlenswert. In der Natur lebt sie
hauptsächlich von Schnecken und Muscheln, die man ihr in der Gefangenschaft
kaum anbieten kann. Bei Ersatzfutter kümmert sie und wird im Terrarium nicht
alt. Sie ist mehr ein Tier für den Verhaltensforscher oder den Experten, der
eher Möglichkeiten hat, diese Schwierigkeiten zu überwinden.
Amerikanische Schmuckschildkröten
(Pseudemys)
Die amerikanischen Schmuckschildkröten
sind recht artenreich vertreten. Ihre Unterscheidung ist schwierig und muß
Spezialisten vorbehalten bleiben. Zudem werden nur wenige Arten importiert,
diese jedoch in riesigen Stückzahlen. Als kleine, gerade fünfmarkstückgroße
Exemplare werden sie von vielen Leuten einfach nur so zum Spaß gekauft. Wie
groß die Tiere werden können und welche Pflegeansprüche sie haben, ist ihnen
meist fremd. Weil sie so billig und leicht zu bekommen sind, wollen viele
"fortgeschrittene" Terrarianer nichts von ihnen wissen. Dabei können
sie vom Aussehen und vom Verhalten her durchaus mit den anderen Schildkröten
konkurrieren. Obwohl sie so preiswert zu erwerben sind, gehören sie nur in die
Hände von verantwortungsbewußten versierten Terrarianern.
Rotwangen-Schmuckschildkröte
(Pseudemys scripta elegans)
Die am häufigsten importierte und
bekannteste Wasserschildkröte ist die Rotwangen-Schmuckschildkröte, die vom
Osten der USA bis nach Mexiko vorkommt. Weibliche Tiere erreichen bis 30 cm
Panzerlänge, Männchen bleiben deutlich kleiner, sie fallen durch die
verlängerten Krallen an den Vorderfüßen auf. Jungtiere sind wärmebedürftig und
entwickeln bei entsprechenden Temperaturen einen kräftigen Appetit. Bei
schnellem Wachstum besteht bei ihnen die Gefahr einer Rachitis. Darum ist auf
abwechslungsreiches Futter (fleischlich und pflanzlich) mit ausreichender
Kalkzufuhr sowie direkte Sonnenbestrahlung zu achten. Starkes, gesundes
Wachstum wird die Folge sein. Der Wasserteil des Terrariums muß geräumig sein,
als Landteil genügt eine fest eingeklemmte Zierkorkrinde. Da das Wasser wegen
des starken Stoffwechsels schnell verschmutzt, ist der Austausch gegen
Frischwasser alle paar Tage fällig.
Wenn die Tiere geschlechtsreif sind,
richtet man einen Landteil zum Vergraben der Eier ein. Auf jeden Fall muß man
vor dem Kauf bedenken, wie schnell die Rotwangen-Schmuckschildkröte wächst und
wie groß sie wird. Das Weitergeben an einen Zoo dürfte fast unmöglich sein, da
zu viele dieser groß gewordenen Schildkröten dort abgegeben werden. Die Haltung
im Freiland ist ideal, sogar die Überwinterung ist draußen möglich.
Europäische Sumpfschildkröte
(Emys orbicularis)
Das Verbreitungsgebiet der
Europäischen Sumpfschildkröte erstreckt sich von Spanien bis in den nahen
Osten, von Nordwestafrika bis in gemäßigte Breiten. Sie ist die einzige
Schildkröte, die auch in Deutschland vorkommt. Durch die fortschreitende
Kultivierung sind große Gebiete ihres natürlichen Lebensraumes zerstört worden.
Andererseits sind Bestrebungen von aktiven Naturschützern im Gange, sie in
rekultivierten Moorgebieten, Baggerseen usw. wieder anzusiedeln.
Wasserschildkröten sind in der Natur
sehr scheu, ein sicherer Nachweis über das Vorkommen der Europäischen
Sumpfschildkröte ist daher nicht einfach zu erbringen.
In der Gefangenschaft ist sie
anspruchslos und ausdauernd. In einem sonnigen Freilandterrarium mit einem
mindestens 60 cm tiefen Teich (damit das Wasser im Winter nicht ganz einfriert)
ist sie am besten untergebracht. Die Umfriedung muß glattrandig und genügend
hoch sein. Die Europäische Sumpfschildkröte ist eine gewandte Ausbrecherin; ein
nicht geringer Teil der in freier Natur lebenden Schildkröten sind aus
Terrarien entwichene Exemplare. Das Wasser im Zimmerterrarium braucht nicht
geheizt zu werden, zum Aufwärmen wird zweckmäßigerweise ein Strahler montiert.
Im späten Frühjahr beginnt die Paarung, die recht stürmisch verlaufen kann.
Schildkrötenmännchen sind unermüdliche Liebhaber. Daß die Weibchen nicht zu
sehr belästigt und gejagt werden, verhütet ein entsprechendes
Geschlechtsverhältnis: ein Männchen auf drei bis vier Weibchen. In einem warmen
Sommer schlüpfen die Jungtiere acht bis zehn Wochen nach der Eiablage. Waren
die Witterungsverhältnisse ungünstig, überwintern sie im Ei und schlüpfen erst
im darauffolgenden Frühjahr. Diese Tatsache mag der Grund sein, warum die
Europäische Sumpfschildkröte noch so weit nördlich existieren kann. Jungtiere
ernähren sich hauptsächlich von Wasserinsekten, Würmern und Schnecken. Ältere
Exemplare machen auch Jagd auf Kaulquappen, Frösche und Fische. Ein
Fischereischädling ist sie aber nicht, denn sie hat kaum eine Chance, einen
gesunden Fisch zu erbeuten. Da sie kranke und verendete Fische verzehrt, kann
sie eher als Gesundheitspolizei betrachtet werden.