Vorwort
Im folgenden Abschnitt sollen einige
wichtige Krankheiten besprochen werden, wobei solchen, die man selbst erkennen
und eventuell auch behandeln kann, wenn vom Tierarzt die nötigen Medikamente
beschafft sind, der Vorzug gegeben wird. Ich muß mich hier deshalb auf
Infektionskrankheiten i. w. S., die durch Bakterien, Pilze und Parasiten
verursacht sind, sowie auf Verletzungen beschränken, auf die Besprechung von
organischen Erkrankungen aber verzichten, da hier Hilfe nicht möglich ist.
Krankheiten der Schlangen
Hat man eine offensichtlich kranke
Schlange zu versorgen, so ist es vorteilhaft, das Tier in einem separaten
Becken unterzubringen. Eine solche "Krankenstube" kann fast ohne
Einrichtung bleiben: ein Wasserbecken, das sich nur zum Trinken, nicht aber zum
Hineinlegen eignet, ein Stein, eventuell ein Kletterast und als Bodengrund
mehrere Lagen Zeitungspapier. Dieses hat mehrere Vorteile: die Druckerschwärze
sorgt für eine Verminderung der Bakterienzahl, das Papier ist saugfähig und
kann beliebig oft ersetzt werden. Optimale Umgebungstemperatur und
Luftfeuchtigkeit müssen gegeben sein! Erkrankungen des Magen - Darm - Kanals stellen bei Schlangen
das größte Problem dar. Die in früheren Jahren hohe Verluste fordernde
Mundfäule kommt auch heute noch häufig vor. Als Ursache solcher Veränderungen
wurden eine ganze Reihe von Bakterien isoliert, u. a. meistens Erreger der
Gattung Pseudomonas. Diese Infektionen sind typische Schwächekrankheiten und
betreffen fast ausschließlich frisch importierte, oft über Monate unsachgemäß
versorgte Tiere. Blasse Mundschleimhäute und schließlich dicke, gelbe, käsige
Eiterbeläge, die oftmals tiefgreifende Zerstörungen verursachen, sind typisch.
Eine Behandlungsmöglichkeit besteht in einer Entfernung der Eiterbeläge mit
einem Wattestäbchen, der täglichen oder besser noch öfteren Einpinselung mit
einem Breitbandantibiotikum wie Terramycin oder Aureomycin, oder einem
entsprechenden Sulfonamid wie Supronal
oder Bayrena. Die Injektion dieser Präparate in die Muskulatur (25-50 mg
pro kg Körpergewicht) hat sich in einigen Fällen als noch günstiger erwiesen
eine mehrmalige Wiederholung ist jedoch auch hier notwendig. Selbstverständlich
erzielt man die besten Erfolge, wenn man in einem Untersuchungsamt ein
Antibiogramm gegen die die Infektion verursachenden Keime erstellen läßt. Die
gleichzeitige intramuskuläre (i. m.) Injektion eines wäßrigen Vitamingemisches
ist zu empfehlen. Dieses Gemisch sollte zumindest Vitamin A und eventuell
Vitamin C enthalten. Da Mundschleimhaut und Zähne gut regeneriert werden, geht
eine Ausheilung rasch vor sich. Ein ebenfalls häufiges Krankheitsbild ist die
Entzündung des Magens bzw. des Mitteldarms, bei der die gleichen Keime wie bei
der Mundfäule auftreten. Man isoliert häufig Bakterien der Gattung Pseudomonas
und Aeromonas. Da eine solche Infektion aber erst bei der Sektion gestorbener
Tiere eindeutig zu erkennen ist - die Schleimhaut des Magen-Darm-Kanals ist
käsig-borkig verändert - muß man sich auf Krankheitssymptome verlassen, die man
am lebenden Tier feststellen kann. Besonders verdächtig für diese Infektionen
sind wiederum neuerworbene Tiere. Eine Verweigerung der Nahrungsaufnahme bei Arten,
die normalerweise willig ans Futter gehen, aber noch viel eindeutiger das
Erbrechen aufgenommener Beutetiere in halbverdautem Zustand nach einigen Tagen,
sind ganz charakteristische Anzeichen. Dies beruht darauf, daß die Verdauung im
Magen vielleicht noch beginnen kann, weil der Krankheitsprozeß noch nicht so
weit fortgeschritten ist, daß aber spätestens dann, wenn die Nahrung in den
Darm transportiert werden soll, infolge Funktionsuntüchtigkeit der Schleimhaut
eine umgekehrte Peristaltik die Nahrung wieder nach oben befördert. Setzen die
erkrankten Tiere noch Kot von vorher aufgenommener Nahrung ab, so ist dieser
breiig, stinkend und grau gefärbt. Leitet man nicht sofort eine Behandlung ein,
sind die Patienten verloren. Eine Ermittlung der am besten wirkenden Substanz
wäre auch hier das Richtigste, doch ist dies zu aufwendig und zu langwierig.
Man verabreicht deshalb ein Breitbandantibiotikum oder ein Sulfonamid. Gut
bewährt hat sich Chloromycetin (Chloramphenicol), das mit Hilfe eines dünnen,
weichen Schläuchchens, mit einer Spritze verbunden, direkt in den Magen
eingespritzt wird. Die Dosis beträgt ca. 50 mg/kg Kgw der wirksamen Substanz am
1. Tag und kann an den folgenden 5 - 7 Tagen auf etwa die Hälfte reduziert
werden. Im Kot frisch erworbener, in Quarantäne befindlicher Schlangen lassen
sich in hohem Prozentsatz Salmonellen nachweisen; Erreger also, zu denen auch
die des Typhus beim Menschen gehören. Bei fast 40 % aller Reptilien kann man
diese Keime isolieren. Meist sind Salmonellen für diese Tiere
bedeutungslos, sie gehören sozusagen
zur normalen Darmflora. Die Gefahr, die für den Menschen besteht, wird häufig
stark übertrieben. Die bei Reptilien gefundenen Salmonellen gehören häufig zu
Typen, die fast ausschließlich in warmen Ländern vorkommen und deren
Übertragung auf den Menschen in unseren Breiten nur ausnahmsweise erfolgt.
Sicher soll nicht verschwiegen werden, daß schon Infektionen, die von Reptilien
ausgingen, beim Menschen beobachtet wurden, doch ist ihre Zahl gering im
Vergleich zu den vielen gehaltenen Tieren. Eine Behandlung der mit Salmonellen
infizierten Schlangen ist mit Ausnahme gleichzeitig auftretender
Krankheitssymptome nicht notwendig; es gelingt außerdem nur selten, Reptilien
auf Dauer salmonellenfrei zu bekommen.
Schädigungen der Haut durch Pilze
(Mykosen) haben in den letzten Jahren auch bei den Schlangen zugenommen. Die
Veränderungen beginnen zunächst meistens auf der Bauchseite mit braunen Flecken
an einzelnen Schuppen, die rasch größer werden, zum Teil verkäsen oder blutunterlaufen
sind. Solche Prozesse können schnell fortschreiten und innerhalb weniger Wochen
die ganze Bauchseite befallen. Bei allen Mykosen ist Eile geboten! Eine
Austestung der wirksamsten Präparate wäre der beste Weg, ist aber zu
langwierig. Es bleibt nur das Ausprobieren der verschiedensten antimykotischen
Präparate, die man von jedem Tierarzt oder Arzt erfragen kann. Nur die
konsequente Anwendung bei möglichst häufiger Wiederholung kann zum Erfolg
führen. Pilzerkrankungen innerer Organe sind vergleichsweise selten und
entziehen sich einer wirksamen Behandlung.
Sehr häufig treten aber auch
parasitäre Erkrankungen bei Schlangen auf. Unter Parasiten versteht man
tierische Lebewesen, die in oder auf anderen Tieren auf deren Kosten leben. Sie
schädigen ihre Wirte durch Entzug von Nahrungssubstanz, viel mehr aber durch
Ausscheidung ihrer eigenen Stoffwechselprodukte, die häufig giftig wirken. Der
Wirt "wehrt" sich zwar gegen eine solche Besiedlung, er mobilisiert
sein eigenes Abwehrsystem, gewinnt aber gegen die "Fremdlinge" nur
selten die Oberhand. Die Schädigungen durch Parasiten können von
"unmerklich" bis "tödlich" variieren. Als Parasiten kommen
Einzeller (Protozoen), "Würmer" (Helminthen), zu denen Saugwürmer
(Trematoden), Bandwürmer (Cestoden), Fadenwürmer (Nematoden) u. a. gehören,
sowie Milben und Zecken (Acari) und Zungenwürmer (Pentastomiden) in Betracht.
Protozoen: Eine der verlustreichsten
Erkrankungen stellt die Amöbiasis dar, die durch Entamoeba invadens verursacht
wird. Diese einzelligen Organismen treten in zwei Stadien auf: den fressenden
und sich vermehrenden, vegetativen Formen (Trophozoiten) und den gegen
Umwelteinflüsse weitgehend geschützten Dauerstadien (Zysten). Nimmt eine
Schlange mit dem Trinkwasser oder auf andere Weise Zysten auf, so schlüpfen
daraus im Colon mehrere (4 oder 8) kleine, sog. Amoebulae, die durch Aufnahme
von Darminhalt und Bakterien in Stunden zu ihrer vollen Größe heranwachsen und
sich rasch durch Zweiteilung vermehren. Da die Amöben die Schleimhaut des
Darmes angreifen, kommt es zu Zerstörungen, die auch auf die Blutkapillaren
übergehen. Die Erreger gelangen durch direkte Einwanderung in benachbarte
Gewebe, durch den Blutstrom aber auch in sämtliche Organe des Körpers.
Entsprechend der Fließrichtung des Blutes siedeln sie sich zuerst in der Leber
an. Gleichgültig wohin die Amöben auch verschleppt werden, immer kommt es zu
Gewebszerstörungen. Je nach dem Allgemeinzustand der Schlange und in
Abhängigkeit ihrer Größe, tritt der Tod frühestens etwa 14 Tage nach Beginn der
Infektion, oft aber erst nach vielen Wochen ein. Der befallene Darmabschnitt
zeigt manchmal charakteristische lamelläre Schichtungen als Zeichen der
versuchten Gewebsregeneration. Dieses Krankheitsbild wurde früher von den
Liebhabern als "mebranöse Enteritis" bezeichnet. Man erkennt
infizierte Schlangen daran, daß sie nicht mehr ihre normale Ruhelage einnehmen,
sondern gestreckt liegen, viel trinken, nicht mehr fressen und gelegentlich
blutigen Kot absetzen. Beim Abfühlen kann man cranial der Kloake auf der Bauchseite
eine harte, oft viele Zentimeter lange Stelle tasten. Ohne Behandlung sind
infizierte Tiere verloren. Eine Behandlung ist im Anfangsstadium mit neueren
Medikamenten möglich. Bewährt hat sich z. B. Clonts, das man auf das Gewicht
berechnet in einer 3-5fachen Dosierung der für den Menschen angegebenen Menge
über 1 Woche täglich eingeben muß. Zugleich in die Kloake eingeführte Tabletten
unterstützen die Therapie.
Helminthen: Wurmbefall tritt bei
Schlangen sehr häufig auf. Um eine erfolgreiche Behandlung durchführen zu
können, sollte man allerdings wissen, um welche Gruppe von Würmern es sich
handelt. Eine einfache mikroskopische Untersuchung des Kotes kann hier Klarheit
bringen. Bei Verdacht auf
Bandwurmbefall sollte ein Kotballen in Wasser aufgeschwemmt werden, um die
Glieder zu finden. Saugwürmer, die bei den verschiedensten Schlangen vorkommen
und neben dem Mitteldarm auch die Gallenblase oder die Gallengänge, aber auch
die Nierenkanälchen und die Harnleiter besiedeln, sind zwar nicht selten, sollen
aber hier unberücksichtigt bleiben, da ihre Bekämpfung recht schwierig ist. Im
Terrarium ist aufgrund ihres Lebenszyklus (Einschaltung sog.
"Zwischenwirte") keine Weiterverbreitung möglich. Gravierender sind
Bandwürmer, die als Geschlechtstiere oft in großer Zahl im Darm zu finden sind
und einen nachhaltigen Schaden verursachen können. Man sollte auf jeden Fall
eine "Abtreibung" vornehmen, wobei die anzuwendende Dosis eines
Wurmmittels z. T. abhängig von der Bandwurmzugehörigkeit ist. Zwei Präparate
können heute als die Mittel der Wahl angesehen werden, das ältere, aus der
Humanmedizin stammende Yornesan (wird
allerdings von einigen Schlangenarten wie z. B. Natrix natrix nicht immer gut
vertragen), das in einer Dosierung von 150-200 mg/kg Kgw einmal oral verabreicht
werden muß (bei Bothridium mindestens zweimal!), sowie das neue Präparat
Droncit , bei dem eine einmalige oral gegebene Menge von 2-5 mg/kg Kgw bei
allen Bandwürmern mit Ausnahme von Bothridium und Verwandten (bei ihnen muß
eine Menge von 25-30 mg/kg Kgw gegeben werden) ausreicht. Auch bei Bandwürmern
besteht im Terrarium keine Übertragungsgefahr, da sie wie die Trematoden einen
komplizierten Lebenskreislauf über Zwischenwirte aufweisen. Da aber Reptilien
selbst gleichfalls Zwischenwirte für bestimmte Arten, die in Greifvögeln oder
Raubtieren geschlechtsreif werden, sein können, ist es nur natürlich, daß
gelegentlich auch Schlangen mit solchen Stadien befallen sind. So findet man
die Larven (Plerocercoide) der Cestodenordnung Pseudophyllidea als fädige,
viele Zentimeter lange Gebilde zusammengeknäuelt unter der Haut oder in der
Muskulatur zwischen den Rippen liegend, nicht selten lassen sie sich als weiche
Beulen schon von außen erkennen. Eine Entfernung durch einen kleinen
Hautschnitt ist anzuraten. Die Versorgung der Wunden mit einem
Antibiotika-Puder führt zur komplikationslosen Abheilung. Schlangen sind auch
Zwischenwirte für andere Bandwürmer, wobei deren Larven (Tetrathyridien) in der
Leibeshöhle vorkommen bzw. der Darmwand aufliegen und ebensowenig entfernt
werden können wie die makroskopisch ähnlich aussehenden Larvenstadien anderer,
bisher noch nicht erwähnter "Würmer", der Kratzer (Acanthocephalen).
Weitaus bedeutender sind jedoch die
Fadenwürmer, die in großer
Artenfülle als Parasiten der Schlangen
auftreten. Für den Liebhaber sind die den Magen-Darm-Kanal besiedelnden Arten
am wichtigsten, weil er hier mit Erfolg eine Behandlung durchführen kann.
Schwieriger zu bekämpfen sind Arten, die in den Lungen leben und solche, die im
Gewebe vorkommen, wie die Medina-Würmer (Dracunculiden), oder sich im Gewebe
und in Gefäßen ansiedeln, wie die Filarien. Diese Nematoden entziehen sich
einer Bekämpfung - meist auch dem Nachweis.
Besonders wichtig sind die großen
Spulwurm-Arten, die zu Geschwürbildungen in der Magenwand führen können und den
Tod des Wirtes verursachen. Die typischen Eier sind leicht zuerkennen. Andere
Arten, die zu der Ordnung der Strongylida (Bursa-Nematoden) gehören, treten im
Oesophägus und im Mitteldarm manchmal sehr zahlreich auf. Es handelt sich um
kleine bis mittelgroße Formen.
Sind Lungennematoden vorhanden, so
findet man meist im frisch abgesetzten Kot, aber auch im Mundschleim,
freibewegliche Larven.
Die Bekämpfung der den Darmtrakt
bewohnenden Nematoden ist durch die heute üblichen Anthelminthika mit breiter
Wirkung gut möglich. Die hier angegebenen Präparate stellen nur eine kleine
Auswahl dar: Besonders harmlos und bereits in geringer Dosierung bei den
meisten Nematoden wirksam ist Panacure, von dem eine einmalige orale Gabe von
30-50 mglkg Kgw in der Regel ausreicht. In hartnäckigen Fällen, wie z. B. beim
Vorliegen von Haarwürmern (Capillaria), hat sich die tägliche Verabreichung von
20-30 mg/kg Kgw während 8-10 Tagen bewährt. Ähnlich gut, aber nur in höherer
Dosierung wirksam, sind Präparate, die Mebendazol als Grundlage haben. Hier
werden 100 rng/kg Kgw 1-3 Tage lang gegeben. Auch mit Concurato sind bei
einmaliger oraler Gabe von 150-300 mg/kg Kgw identische Resultate zu erzielen.
Das flüssige Citarin , heute als Citarin L im Handel, kann ebenfalls oral
gegeben werden, doch ist der Einsatz dieses Präparates speziell dann zu
empfehlen, wenn Lungennematoden vorliegen. Das Präparat muß dabei in einer
Dosierung von 50 mg/kg Kgw nach Verdünnung unter die Haut eingespritzt werden. Wurmmittel,
die nur einmalig angewendet zu werden brauchen, lassen sich bei gut fressenden
Schlangen ohne Schwierigkeiten über ein Futtertier verabreichen, in das sie
eingespritzt wurden, während man in anderen Fällen das Mittel in Wasser auflöst
oder aufschwemmt und mit Hilfe eines dünnen Schlauches eingibt. Der Schlauch,
der vorher mit Hühnereiklar gleitfähig gemacht wird, sollte dabei am besten
unter drehend massierenden Bewegungen bis in den Magen eingeführt werden.
Bei mikroskopischen Kotuntersuchungen
findet man manchmal eigenartige Eier, die bereits fertige Larven mit
Fußstummeln enthalten, deren Ende jeweils zwei Klauen tragen. Es handelt sich
um Eier von Zungenwürmern (Pentastomiden), die als Geschlechtstiere bevorzugt
den Atmungstrakt von Schlangen bewohnen. Diese systematisch den Tausend- und
Hundertfüßern nahestehenden Parasiten
erreichen z. T. erhebliche Größe und können zu eitrigen Lungenentzündungen
führen, die den Tod der Wirte verursachen. Eine Bekämpfung ist allerdings nicht
bekannt.
Arthropoden: Von dieser Tiergruppe
spielen als Parasiten bei Schlangen außer den Pentastomiden nur noch die Milben
und Zecken (Acari) eine Rolle. Fast jede frisch importierte Schlange ist von
Zecken befallen. Diese müssen entfernt werden, da sie sich unter günstigen
Bedingungen im Terrarium vermehren und eine ernste Plage darstellen. Gewöhnlich
kann der Schlangenliebhaber festgebissene Zecken rein manuell entfernen: man
faßt sie mit einer stumpfen Pinzette und dreht wiederholt halbkreisförmig nach
links und rechts, bis sich schließlich die gelockerten Mundwerkzeuge durch
leichten Zug herauslösen lassen. Bei allen derartigen Zecken handelt es sich um
sog. Schildzecken (Ixodidae). Jede Bißstelle sollte mit einer Antibiotikasalbe
versorgt werden, um Vereiterungen zu vermeiden. Bleiben die Mundwerkzeuge bei
dieser Prozedur stecken, so ist dies i. d. R. die Folge, wobei schließlich die
Reste aus dem Gewebe herausgearbeitet werden.
Weit gefährlicher als die Schildzecken
sind die Lederzecken (Argasidae), da bei ihnen nur die winzigen jüngsten
Stadien (6-beinige Larven) gut versteckt einige Tage unter den Schuppen sitzen
und Blut saugen, die 8-beinigen Nymphenund Geschlechtstierstadien verstecken
sich dagegen im Terrarium unter Steinen, Baumrinden etc. und entgehen so der Beobachtung.
Die Blutaufnahme findet nur nachts während 20-30 Minuten statt. Gerade die
Lederzecken können zu gefährlichen Lästlingen werden, weil sie Jungschlangen,
ähnlich wie die noch zu besprechenden "Blutmilben", regelrecht
aussaugen können, was zum Tod führt. Daneben sind sie aber auch als Überträger
von Filarien bekannt geworden. Die Bekämpfung dieser Zecken ist recht
schwierig, nur regelmäßige Kontrollen und Aufsammeln, u. U. aber auch die
mehrmalige Neueinrichtung des Terrariums können letztlich Abhilfe schaffen.
Spezielle Präparate gegen Milben und Zecken (Acarizide) sind zwar im Handel,
wirken aber nicht gegen alle Argasiden und sind zudem für viele Schlangen recht
giftig.
Noch viel häufiger wird der Liebhaber
mit den lästigen Blutmilben der Gattungen Ophionyssus oder Liponyssus
konfrontiert werden. Diese nur ca. 1 mm großen Blutsauger können sich unter
günstigen Bedingungen oft in wenigen Wochen so massenhaft vermehren und über
die Schlangen herfallen, daß diese wie mit Tausenden schwarzer Pünktchen
besetzt aussehen. Dazwischen sieht man noch winzige weiße Stippchen, die
Ausscheidungen der Milben. Der ständige Blutverlust kann bei Jungtieren zum Tod
führen. Da sich die Schlangen von diesen Lästlingen nicht wie die Eidechsen
durch Ablesen mit dem Maul befreien können, aber anscheinend Juckreiz
empfinden, legen sie sich gerne für längere Zeit in das Wasserbecken, das
anschließend mit Tausenden und Abertausenden im Wasser abgestorbener Milben
übersät ist. Eine vollständige Vernichtung der Lästlinge erreichen die
Schlangen dabei allerdings nicht. Die Milben, die um Augen und Nasenöffnungen
sitzen und die Eier, die sich unter den Schuppen und überall im Terrarium
befinden, überleben, so daß die Population rasch wieder aufgebaut ist.
Eine allgemeine Bekämpfung kann nicht
empfohlen werden, da die
Schlangen unterschiedlich reagieren.
Bewährt hat sich bei uns das Einsprühen weißer Leinensäckchen mit einer
0,2%igen NeguvonO-Lösung und anschließendes Trocknen. In die so vorbereiteten
Säckchen werden die Schlangen für mehrere Stunden, vielleicht auch über Nacht,
eingesperrt. Die feine Verteilung des Präparates über das ganze Gewebe
garantiert durch die Bewegungen der Schlange im Beutel, aber auch durch die
Abdunstung, eine gleichmäßige Konzentration des Präparates, so daß die toten
Milben danach zu Tausenden im Sack zu finden sind. Ich halte diese Methode für besser als das direkte
Einsprühen der Schlangen, da hierbei verschiedentlich schon
Vergiftungserscheinungen beobachtet wurden. Noch viel gefährlicher ist das
Baden der Tiere in einer solchen Lösung! Daß parallel zur Behandlung das
Terrarium gereinigt werden muß - Rinden, Steine etc. sind zu vernichten, und
das Becken mit dem gleichen Acarizid auszuwaschen ist, wobei gründlich mit
Wasser nachgespült werden muß, dürfte sich von selbst verstehen! Eine weitere
Möglichkeit besteht darin, einen der im Handel befindlichen Insekten Strips, z.
B. den Vapona - Strip, für einige Stunden aufzuhängen, bei großen Terrarien
direkt im Becken, bei kleineren oder mehreren in einem Zimmer im Raum selbst.
Die richtige Expositionszeit muß man dabei selbst ermitteln. Wichtig ist es,
mit kurzen Zeiten anzufangen und diese eventuell zu verlängern, wenn man
feststellt, daß die Milben noch einen Tag nach Entfernung der Strips am Leben sind.
Vorsichtiges Vorgehen ist besser als eventuelle Verluste! - Diese Methode
bringt nur im Trockenterrarium bei sehr geringer relativer Luftfeuchtigkeit
Erfolge.
Unsachgemäße Entfernung von Zecken,
aber auch Bisse von Futtertieren, können zu Vereiterungen führen, die sich mit
Antibiotika-Salben oder -Puder behandeln lassen. Das Schuppenkleid wird
allerdings erst nach mehreren Häutungen narbig ausgeheilt sein.