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Der geistvolle
Drache Um es gleich vorweg zu
nehmen: Der Drache ist fabelhaft in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Man
spricht von ihm, man ist ihm zugetan, aber in Wirklichkeit kann man ihn nicht
recht fassen. Er schwebt eine Etage höher als alle anderen. Manchmal in
Wolkenkukuksheim, der Sonne am nächsten. Das Zeichen bringt Glück,
doch ach, wie so trügerisch ist dieses Glück. Die unter diesem Zeichen
geborenen Menschen werden es merken. Es wird ihnen zwar nie so ganz schlecht
gehen, aber oft sahen sie schon wie der strahlende Sieger aus, um in letzter
Sekunde durch eigene Unachtsamkeit technisch Knockout zu gehen. Drachen sind
geistvolle, hochbegabte und liebenswerte Menschen. Der Erfolg fliegt ihnen
zu. Sie sind harte Arbeiter, haben Köpfchen und viel Erfindergeist. Man kann
sie überall einsetzen. Sie werden den Laden umkrempeln, modernisieren,
hochbringen. Aber sie werden sich nicht unterordnen. Drachen wollen für sich
selbst stehen. Daß ihre Entscheidungen richtig sind, braucht man ihnen, nicht
zu sagen - ein Drache hat immer recht! Die Mitmenschen werden es
bestätigen: Der Drache ist ihnen über, sein Verstand ist ultrakurz
geschaltet, die Wellenlänge stimmt. Das bringt die Drachen nach oben. Sie
werden nicht lange im Großraumbüro schuften müssen, ein Chefzimmer steht
schon für sie parat. Sie werden sich in den Parlamenten kaum als
Hinterbänkler ruhig verhalten, sie wollen mitsprechen, wenn sie sich aufs
politische Glatteis begeben haben. Drachen haben den siebten
Sinn für Geschäfte, glänzen aber auch auf künstlerischem Gebiet und in fast
allen freien Berufen. Das gilt auch für Drachen - Frauen, die sich nicht erst
zu emanzipieren brauchen. Sie streben spielend in die beste Gesellschaft, und
sei es durch eine reiche Heirat. Geist, Tatkraft und eine
gute Portion eiserner Wille sind die Attribute eines Drachen. Es ist aber
nicht zu übersehen, daß diese auch gewisse Schwächen im Gefolge haben. Wer
solche Eigenschaften hat, wird stets nach vorn schauen - aufs große,
erstrebenswerte Ziel. Dazu braucht er jemanden neben sich. Gehilfen, Leute,
die arbeiten, wenn er selbst denkt und lenkt. Diese werden ihn bewundern,
aber auch beneiden. Und sie werden falsche Ratschläge geben, listig ein
Ränkespiel treiben, das des Drachen hoher Intelligenzquotient nicht erfassen
kann, weil es einfach nicht auf seiner Wellenlänge liegt. Daher kommen dann
die Enttäuschungen. Verschweigen wir auch nicht,
daß Drachen sich oft selber schlagen mit ihrem ungestümen Wesen, mit gar nicht
böse gemeinten Worten, die übers Ziel hinausschießen. Das macht sie
menschlich und holt sie ins Diesseitige zurück. Drachen sind Siegernaturen
in der Liebe. Nicht das sie Sexprotze wären! Nein, man fliegt ihnen zu, weil
sie das gewisse Etwas besitzen, das den Partner geheimnisvoll anzieht. Drachen - Männer schnuppern
oft an dieser und jener Blüte, knicken diese und jene Blumen, die sich gern
in die Vase stellen lassen, um ihm, dem Einzigen, zu gefallen. Doch das, was
Liebe schien, welkt schnell dahin. Der Drache ist nicht allzu treu und läßt
ein arg gerupftes, geknicktes Etwas zurück. Am liebsten bliebe er
Junggeselle, doch können listige Weibchen einen Riegel vor solch egoistisches
Wollen schieben. Auch Drachen - Frau ist heiß
begehrt. Die Männer ihrer Wahl werden sie kaum eifersüchtig finden - es
stehen ja genügend bei ihr an. Und wenn`s der eine nicht ist, könnte es ein
anderer sein, dem man seine huldvolle Gunst erweist. Drachen - Frauen umgibt
noch mehr als Drachen - Männer das Flair süßer Geheimnisse. Enttäuschungen
kennt die Drachen - Frau nicht, Liebeskummer noch weniger. Verflossenes wird
als Affäre abgebucht - wie schön, daß man wieder einmal um eine Erfahrung
reicher wurde. Glauben Sie nun ja nicht,
Drachen - Menschen seien oberflächlich. Für sie ist die Liebe eben nur das
Rankwerk des Lebensgebäudes, das man sich selbst baut. Die Karriere geht vor,
der Beruf ist die Hauptsache. Aber nach Feierabend ist Zeit zum Schmusen.
Abschalten nennt man das. Verstehen Sie jetzt, warum viele Drachen der
himmelhochjauchzenden, zu Tode betrübten Liebe nicht fähig sind? Der Partner,
den sich der Drache erwählt hat, müßte viel Verständnis aufbringen, viel
Mutterwitz haben, den Geistesblitzen des Drachen folgen und mithalten können
in Streitgesprächen. Aber er sollte auch ein wenig aufblicken zu dem
geheimnisvollen, aus der Legende entsprungenen Wesen, das ja gar nicht das
feuerspeiende Ungetüm ist, zu dem es Menschen machten, das vielmehr auch ein
Herz hat - irgendwo unter dem dicken Panzer, der es schützt, der aber auch
Distanz halten läßt, drei Schritte vom Leib. ©2001, design and realization by m.schweiger |
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