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Der wendige
Affe Es gibt niemanden, der so
viele Ideen hat wie der wendige Affe. Aber in seinem bewegten Leben bleibt
ihm meist nicht die Zeit, alle auszuführen oder sich auch nur auf einzelne zu
konzentrieren. Denn er ist sprunghaft und hält sich nie lange irgendwo auf. Man mag allenthalben der
Affen gesellige Art. Sie sind die besten Witzeerzähler, die fröhlichsten
Partygänger, jederzeit zu helfen bereit. Aber hinter diesem so freundlichen
Wesen stecken in Wirklichkeit oft rechte Menschenverächter, die nur sich
lieben und sich jedem überlegen fühlen, auch wenn sie es gar nicht sind. Affen sind gescheit, man
macht ihnen so leicht nichts vor. Sie wissen viel und sind belesen. Man
sollte sich nicht in Streitgespräche mit ihnen einlassen - Affen werden
gewinnen, weil sie nur dann streiten, wenn sie sich ihres Sieges gewiß sind. Ihnen ist jedes Mittel recht,
wenn nur ein Vorteil für sie selbst dabei herausschaut. Darum flunkern sie
auch manchmal, wenn ihnen das eigene Wissen nicht mehr weiterhilft. Und wenn
alle Stricke reißen, setzen sie auch mal faustdicke Lügen in die Welt. Affen nehmen`s nicht so
genau. Mancher hält sie für verschlagen, aber wenn er den Beweis antreten
sollte für solch eine Behauptung, würde er ins Fettnäpfchen treten: Affen
kann man nichts beweisen, sie reden sich heraus, und der Kläger ist
schließlich der Dumme. Die Berufswahl wird Affen nie schwerfallen. Man findet
sie überall dort, wo Überzeugungskraft nötig ist - als Verkäufer,
Einzelhändler oder Zeitschriftenwerber. Als Politiker und Staatsmänner machen
sie Geschichte, als Hochstapler und Heiratsschwindler Geschichten. In allen geistigen
Berufen fühlen sie sich wohl und auf den Brettern, die die Welt bedeuten,
wissen sie ebenso zu überzeugen. Chefs schätzen weibliche wie
männliche Affen als wahre Meister der Improvisation, als Leute, aus denen die
Ideen nur so hervorsprudeln, die sich allerdings nie lange auf einem Gebiet
oder an einem Platz wohl fühlen. Durch Stellungswechsel
sammeln sie Erfahrungen, die sie irgendwann einmal in ein eigenes Geschäft
stecken werden, das sie über Schulden groß anlegen werden, manchmal eine
Nummer zu groß. Und dann macht der Affe pleite. Schönster Zug an den Affen:
sie verzagen nie. Immer wieder fallen sie auf die Beine und strampeln sich
allmählich wieder hoch. Rückschläge kann niemand schneller verkraften als der
wendige Affe. Affen sind selten familiär, und man könnte daraus schließen,
daß sie in der Liebe nie das rechte Glück haben. Dem ist aber nicht so. Ihre
quecksilbrige Art macht sie überall beliebt, und das andere Geschlecht fällt
todsicher darauf herein. Man führt ein lustiges Leben mit den Affen, aber es
ist wenig oberflächlich. Feste Bindungen möchte der
Affe nicht unbedingt schnell eingehen, ihm ist ein unverbindlicher Flirt
lieber als eine himmelhochjauchzende erste Liebe. Affen - Mann wie Affen -
Frau drücken sich gern vor der Verantwortung, die eine Ehe nun einmal mit
sich bringt. Treue ist nicht die starke
Seite der Affen. Sie springen lieber von Baum zu Baum und holen sich dort,
wonach sie begehren. Gar so schlimm sind Affen jedoch nicht. Man kann sie mit
der Zeit sogar daran gewöhnen, treu zu sein. Aber das bedarf eines langen
Umdenkprozesses, an dessen Ende der Affe in einem unsichtbaren Käfig gefangen
scheint. Man sollte ihm die Meinung lassen, er habe ihn selbst gebaut. Affen - Väter und Affen -
Mütter sind nicht gerade die fürsorglichsten. Trotzdem werden sie es den
Kindern an nichts fehlen lassen. Kinder von in einem Affenjahr Geborenen
werden freier erzogen als andere Kinder, und sie werden auch schneller
flügge. Affen verlieben sich oft,
aber ihre Leidenschaft hält nie lange vor. So, wie im Beruf häufig wechseln,
ist es auch in Sachen Sex. Man ist entflammt, glüht eine Zeitlang, und
schließlich bleibt die Asche übrig. Verständlich, wenn Scheidungsrichter mit
Affe - Geborenen viel zu tun haben. Affen sind nur gute Freunde,
solange sie selbst von dem Wert der Freundschaft überzeugt sind. Sie zeigen
sich ihrer Umwelt als lustige, jederzeit zu Späßen aufgelegte Mitmenschen.
Aber sie verbergen hinter ihrer Fröhlichkeit meist das eigene Ich, das nur
sich selbst kennt. Man sollte nicht unbedingt
alles, was Affen tun und sagen, ernst nehmen, sondern die Oberfläche
erkennen, die vom Innersten ablenkt. Man setze keine moralischen
Grundsätze, wenn man einen Affen zugetan ist, sondern mache sein Spiel mit.
Das könnte ihn verwirren und dahin bringen, wohin man ihn haben will: nicht
unbedingt auf den Pfad ewiger Tugend, aber doch zu angenehmer Partnerschaft.
Und man sollte mit dem Affen optimistisch sein, das Leben bis zur Neige
kosten. Denn Affen lieben das Leben. Warum nicht auch ein fröhliches Dasein
zu zweit? ©2001, design and realization by m.schweiger |
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