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Überwinterung

 

Amphibien und Reptilien, deren Heimat nicht in tropischen Regionen liegt, verbringen die kalte und futterarme Winterzeit in einem Ruhezustand. Während dieser Winterstarre nehmen sie keinerlei Nahrung zu sich, der Stoffwechsel ist auf ein Minimum begrenzt. In der Natur sinkt die Körpertemperatur im gleichen Maße wie die Umgebungstemperatur. Landtiere suchen dann Höhlen auf oder graben sich ein. Wassertiere überwintern in größeren Tümpeln, im Wasser oder Schlamm. Kleine Pfützen, die ohnehin bis auf den Grund frieren, werden verlassen. Ihre Bewohner vergraben sich ebenfalls in der Erde. Am natürlichsten ist die Haltung und Überwinterung im Freiland. Die Schlafhöhlen, die von den Tieren regelmäßig aufgesucht werden, kann man mit wenig Aufwand winterfest machen. Die Höhlen werden von mitgeschleppten und hineingefallenen Blättern befreit. Über den Sommer verringert sich die Größe der Höhle dadurch, daß die Tiere beim Hineinkriechen jedesmal etwas Sand und Erde mitführen. Bei stärkeren Regenfällen wird ebenfalls Bodengrund hineingeschwemmt. Im Herbst erweitert man die Höhlen wieder mit einer schmalen Handschaufel. Dann werden die Höhlen mit frischer Einstreu versehen. Dazu nimmt man trockenes Laub und Torfmull. Damit der Boden von oben her nicht durchgefriert, bringt man über der Höhle eine ca25 cm hohe Laubschicht an. Um den Eingang herum kann man ebenfalls etwas Laub streuen. aber hier nur soviel, daß die Tiere den Einschlupf noch leichtfinden können. Wenn die Temperatur soweit abgesunken ist, daß sich kein Tier mehr an der Oberfläche zeigt, wird auch der Höhleneingang mit Laub abgedeckt. Nach einigen Regenfällen haben sich die Blätter gesetzt. Man darf kein zusätzliches Laub mehr aufschütten. da es sonst zu einem Gärungsprozeß kommt. Die Wärme, die dabei entwickelt wird, stört die Winterruhe der Tiere. Sie wachen auf und kommen teilweise, in Erwartung von warmem Wetter. nach oben gekrochen. Aus diesem Grund sind lange kalte Winter nicht so gefährlich wie unbeständiges Wetter mit warmen Tagen zwischen Frostperioden. Gräbt man die Erdhöhle tief genug aus, herrschen darin recht ausgeglichene Temperaturen. Sumpfschildkröten und Teichfrösche überwintern auch im Wasser. Damit das Wasserbecken nicht durchgefriert, muß der Wasserstand mindestens 50 cm.betragen.

Nur ein kleiner Teil der Terrarianer verfügt über ein Freilandterrarium. Wer nicht zu diesen Glücklichen gehört, kann seine Tiere im Keller überwintern. Vor allem alte Häuser verfügen über tiefe, kühle Keller. Wer in einem Neubau wohnt, kann versuchen, seine Tiere bei einem anderen Terrarianer unterzubringen. Ideal sind Temperaturen von plus 4-6°C. Eine Holzkiste füllt man etwa 30 cm hoch mit einem Gemisch aus Laub, Moos und Torf. Dieses Material kann bei Reptilien trocken sein, in alten kühlen Kellern ist genügend Luftfeuchtigkeit. Für Amphibien nimmt man mehr Moos und hält dieses leicht feucht. Ein dicht schließender Gitterdeckel ist nötig, damit kein Tier flüchten kann. Bei Schildkröten wird zwar die Fluchtgefahr gering sein, hier ist der Deckel mehr ein Schutz gegen Ratten und Mäuse, die schlafende Schildkröten annagen.

Bevor die Tiere in die Oberwinterungskiste kommen, gibt man ihnen zwei Wochen lang nichts mehr zu fressen. Die Temperatur im Terrarium senkt man während dieser Zeit langsam ab. Es ist sehr wichtig, daß die Tiere ihren Darm ganz entleert haben, da er während der Winterruhe ja nicht arbeitet. Darin verbleibende Kotreste können während dieser langen Zeit dem Tier schwere Schäden zufügen. Um den Kotabgang zu fördern, badet man die Tiere zweimal im Abstand von ein paar Tagen. Ein halbstündiges Bad bis 30°C ist ausreichend.

Die Dauer der Winterruhe beträgt etwa fünf Monate, von Mitte Oktober bis Mitte März. Gesunde, kräftige Tiere überstehen diese Zeit gut. Darum muß man dafür sorgen, daß die Tiere im Sommer genügend Nahrung aufnehmen, um Reserven anlegen zu können. Schwache und kranke Tiere darf man nicht kühl überwintern. Wer seine Tiere auch in der kalten Jahreszeit beobachten möchte, kann die Winterruhe ausfallen lassen. Besonders sorgfältige Pflege ist aber dann Voraussetzung. Vor allem bei Schildkröten kann man erkennen, welche Tiere einen Winterschlaf gemacht haben und welche nicht. Das Nahrungsangebot ist im Winter einseitig, und die UV-Bestrahlung durch die Sonne fehlt. Um diesen Mangel, der sich in "Jahresringen" auf dem Panzer sichtbar macht, auszugleichen, sind besonders vitaminreiche Nahrung mit reichlicher Kalkzufuhr und Bestrahlungen mit der Höhensonne notwendig. Etwas niedrigere als sonst übliche Temperaturen dämpfen die Freßlust. Wann die Winterruhe vorbei ist, entscheidet im Freiland das Wetter. Scheint tagsüber die Sonne, muß abends unbedingt kontrolliert werden, ob sich alle Tiere wieder verkrochen haben. Sie wollen nämlich so lange wie möglich in der Sonne sitzen, verpassen aber oft den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug. Ist die Sonne weg, werden sie klamm und können sich nicht mehr in die schützenden Höhlen zurückziehen. Hier muß man helfend eingreifen, denn im März und April sind die Nächte noch kalt, und oft gibt es noch Frost. Ab Mitte Mai, wenn die Frostgefahr endgültig gebannt ist, kann man das alte Laub entfernen. Eine Kontrolle, ob die Tiere auch wirklich schlafen, ist angebracht, sollte sich aber wirklich nur aufs "Nachsehen" beschränken. Das Herumwühlen in der Kiste soll man unterlassen, es sei denn, Leichengeruch zeigt den Tod eines Tieres an. Dieses entfernt man natürlich. Die Tiere, die im Keller überwintern, weckt man langsam auf, indem man die Kiste stufenweise höheren Raumtemperaturen aussetzt.

Die Winterruhe ist für Amphibien und Reptilien zwar nicht unmittelbar lebensnotwendig, macht sich aber bei der Zucht bemerkbar. Manche Schlangen, zum Beispiel Strumpfbandnattern aus dem südlichen Kanada, brauchen unbedingt eine kalte Oberwinterung, sonst funktioniert die Fortpflanzung nicht. Die Winterruhe ist ein natürlicher Vorgang, der sich im Frühjahr auf den Geschlechtstrieb auswirkt. Bringt man die Tiere aus ihrem normalen Lebensrhythmus, "wissen" sie bald nicht mehr, wann es Frühling, nämlich Zeit zur Paarung ist. Bei gleichbleibenden Temperaturen kommen die Weibchen oft zu anderen Zeiten in Hochzeitsstimmung als die Männchen.