Familie Varanidae
Die Warane sind eine
nichtspezialisierte und daher vielseitige Echsenfamilie. Systematisch stehen sie
den Schlangen recht nahe, und sie sind in zehn Untergattungen mit 32 Arten
aufgegliedert. Die lange, tiefgespaltene Zunge wird lebhaft benutzt. Durch
Senken des Mundbodens können sie auch verhältnismäßig große Beutetiere
verschlingen. Dies geschieht durch ruckartiges Vorstoßen des Kopfes. Ein Kauen
der Beute kann man nicht beobachten. Die Beutetiere werden todgebissen oder
todgeschüttelt.
Subtropische und
tropische Gebiete der Alten Welt sind die Heimat der Warane. In Australien
kommt über die Hälfte der 32Arten vor. Die größte Art, der Komodowaran (Varanus
komodoensis) wird bis 3 m lang und erreicht ein Gewicht von 135 kg. Der
Vergleich mit einem Drachen ist bei einer solch stattlichen Erscheinung nicht
abwegig. Im Gegensatz zur imponierenden Körpergröße ist das Verbreitungsgebiet
des Komodowarans klein, es sind nur wenige Eilande der Kleinen Sunda-Inseln. Er
steht unter strengem Schutz, da die geringen Bestände bedroht sind. Auch in den
zoologischen Gärten zählt er zu den großen Kostbarkeiten.
Der kleinste Waran ist der Kurzschwanzwaran
(Varanusbrevicauda), erwird gerade 20 cm lang. Trockene Gebiete in
Westaustralien sind seine Heimat. Ein großes Verbreitungsgebiet besitzt der
Nilwaran (Varanus niloticus), er kommt in weiten Teilen von Afrika vor. Trotz großem
Verbreitungsgebiet und unterschiedlicher Lebensweise (es gibt sowohl
Baumbewohner als auch wasserliebende Arten) ist das äußere Erscheinungsbild der
Warane ziemlich einheitlich. Der Kopf ist flach und sitzt auf einem langen
Hals. Der Körper ist massig und wird von manchen Arten bei Gefahr und Aufregung
abgeplattet. Die fünf Zehen an jedem Bein tragen lange und scharfe Krallen und
befähigen ihre Träger zu geschicktem Klettern. Der Schwanz ist bei fast allen
Arten wesentlich länger als Kopf und Rumpf zusammen. Bei größeren Exemplaren
ist der Schwanz eine wirksame, peitschenähnliche Waffe. Die Haut der Warane,
zwar nur mit kleinen Schuppen bedeckt, ist recht grob und derb ausgebildet. Im
Wasser zeigen Warane die gleichen Schwimmbewegungen wie die Krokodile: mit nach
hinten angelegten Beinen machen sie Schlängelbewegungen des Körpers und des
Schwanzes. Alle Warane sind tagaktiv. Ihre Nahrung besteht ausschließlich aus
tierischer Kost. Kleine Arten ernähren sich hauptsächlich von Insekten, größere
Arten mehr von Wirbeltieren entsprechender Größe. Der Komodowaran überwältigt
sogar kleinere Hirsche und Wildschweine, ebenso ist er Aas nicht abgeneigt.
Nahrungsspezialisten sind die Warane nicht, jedoch zeigen einige Arten eine
Vorliebe für bestimmte Geschmacksrichtungen. Zum Beispiel frißt der Dumerils
Waran (Varanus dumerilii) ausgesprochen gern Krabben, verschmäht jedoch Fische.
Mit einem Angebot von Insekten, Fischen, Mäusen, Ratten und Küken können jedoch
alle Warane befriedigt werden. Die Beute wird mit einem raschen Biß im Genick
gepackt und bei Gegenwehr entweder auf den Boden gedrückt oder mit
ruckartigen Bewegungen auf harte Gegenstände wie Steine, Holz und dergleichen
geschlagen. Eine einmal gepackte Beute wird eisern festgehalten und hat kaum
eine Chance zum Entkommen. Gerät ein Waran an ein Nest mit Eiern, nimmt er
diese so behutsam auf, daß sie nicht zerbrechen.
Zwar machen
allgemein Warane bei der Verpflegung keine Schwierigkeiten und können bei guter
Pflege jahrzehntelang in Terrarien leben, trotzdem ist ihre Haltung für einen
Terrarianer mit normalen Raumgegebenheiten nicht ohne weiteres empfehlenswert.
Hierfür eignen sich mehr die kleineren Arten, und diese kommen fast nur in
Australien vor. Australische Tiere sind aber nur selten oder überhaupt nicht zu
bekommen und dementsprechend teuer. Die häufiger angebotenen Arten werden für
ein Zimmerterrarium zu groß, sie sind deshalb in den Zoos besser aufgehoben.
Die Fortpflanzung (eierlegend) erfolgt in Gefangenschaft äußerst selten, was
unter anderem auch an dem für die Warane zu geringen Raumangebot liegen dürfte.
Erst vier Waranarten wurden in zoologischen Gärten nachgezüchtet. Einer dieser
seltenen Erfolge war die Geburt von sechs Wasserwaranen in der Wilhelma,
Stuttgart, im Jahre 1965. Die kleineren
Waranarten kann man in einem geräumigen, ihren Bedürfnissen entsprechend
eingerichteten Terrarium pflegen. Die größeren Arten bringt man besser in einem
mit Abfluß versehenen, auswaschbaren Terrarium unter. Da sie reine
Fleischfresser sind, riecht ihr dünner, breiiger Kot recht unangenehm. Eine
mehrmalige gründliche Reinigung am Tag ist daher erforderlich.
Goulds Waran (Varanus gouldii)
In Sandgebieten
des südlichen Neuguineas und in ganz Australien, mit Ausnahme des Südostens,
lebt der Goulds Waran aus der Untergattung Varanus. Er wird bis ca. 1,3 m lang.
Das Verhältnis der Kopf Rumpflänge zur Schwanzlänge beträgt etwa 2:3. Wie der
StacheIschwanzwaran bevorzugt er Sandboden im Terrarium. Auf Grund seiner Größe
und der Angewohnheit, in Freiheit Erdhöhlen zu graben, „gestaltet“ er die
Einrichtung des Terrariums nach seinen Wünschen um. Steine und Wurzeln müssen
also fest verankert werden. In freier Natur ist er ein flinker schneller
Renner. Er wird im Terrarium nur langsam zahm. Sein Futter besteht in der
Hauptsache aus Mäusen und großen Insekten, er ist aber nicht wählerisch und
nimmt auch andere tierische Kost willig an. Bei der Fütterung kann man gut
seine Behendigkeit beobachten. Aus Sicherheitsgründen reicht man das Futter mit
einer langen Futterzange, da er in seiner Gier wild nach allem schnappt; ein
Biß mit den scharfen Zähnen ist schmerzhaft und reißt beachtliche Wunden.
Ebenso kommen bei den Waranen untereinander Beißereien ums Futter vor, die man
nach Möglichkeit verhindern muß. Etwaige Wunden verheilen aber rasch. Eine
typische Haltung, die meist nach einer Mahlzeit eingenommen wird, ist das
aufgerichtete Stehen auf den Hinterfüßen, der Schwanz dient dabei als Stütze.