Familie Lacertidae
Die Vertreter
dieser Familie sind außerordentlich bekannt. Die Lacertidae, auch
Halsbandeidechsen, sind sehr formenreich und hauptsächlich in den
Trockengebieten des Mittelmeerraumes, Afrikas sowie West- und Mittelasiens
verbreitet. Ganz besonders die Mauereidechsen (Lacerta muralis) haben viele
Gebiete erobert. Auch kleine und kleinste Inseln werden von ihnen bevölkert.
Selbst dem Experten fällt es schwer, die vielen Unterarten auseinanderzuhalten.
In Deutschland leben vier Arten: Die Berg- oder Waldeidechse (Lacerta
vivipara); sie bevorzugt als einzige auch kühlere Regionen und vor allem
feuchte Biotope wie zum Beispiel Moore. Sie ist damit eine Außenseiterin, die
bis zum Polarkreis vorkommt. In der Regel wollen es die Eidechsen jedoch warm
und trocken haben. Die Zauneidechse (Lacerta agilis) lebt in trockenem bis
halbfeuchtem Gebiet. Die Mauereidechse (Lacerta muralis) ist in ganz trockenen
Gebieten anzutreffen, vor allem in den Gegenden mit Weinanbau, und die große
Smaragdeidechse (Lacerta viridis) kommt bei uns in Deutschland nur in
bestimmten Gebieten vor und ist ein Überbleibsel aus vergangenen Warmzeiten.
Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind die südlichen Länder. Eidechsen aus unseren
Breiten pflegt man am besten im Freilandterrarium. Eine Zimmerhaltung ist nicht
bekömmlich und nur vorübergehend zu befürworten. Die südlichen Arten, wie
Ruineneidechsen (Lacerta sicula), Smaragdeidechsen und Mauereidechsen können
schon eher im Zimmerterrarium gepflegt werden, aber auch ihnen sollten wir in
den ganz warmen Sommermonaten einen Aufenthalt im Freilandterrarium gewähren.
Sie werden es dem Pfleger durch kräftiges Aussehen und schöne Farben danken.
Alle Eidechsen sind Sonnenkinder, ein Sonnenbad ist für sie so notwendig wie
das Trinkwasser. Werden sie im Zimmerterrarium gepflegt, muß man sie unbedingt
mit UV Licht bestrahlen. Als Futter benötigen sie wegen ihrer geringen Größe
mundgerechte Portionen. Kleine Insekten, Spinnentiere, Würmer und süßes Obst
werden gefressen oder abgeschleckt. Die flinken Tiere brauchen geräumige
Terrarien. Sie bewohnen gerne Felsspalten, hohle Wurzeln, Röhren und sonstige
Erdlöcher und halten sich auch unter Steinen auf. Alle Gattungen und Arten der
Echten Eidechsen der Familie Lacertidae haben gut entwickelte Gliedmaßen ohne
die Neigung zur Rückbildung, die bei anderen Echsenfamilien durchaus vorkommt.
Sie können ihre Farbe nicht spontan wechseln, zeichnen sich durch einen langen
Schwanz aus, sind zwischen 12 und 90 cm groß, und es fehlen ihnen viele
Merkmale, die wir bei anderen Echsenfamilien vorfinden, zum Beispiel die
Kehlsäcke, die Rückenkämme oder gar abspreizbaren Hautfortsätze. Sie pflanzen
sich durch Eierlegen fort, bis auf die Berg- oder Waldeidechse, die in kühleren
und feuchten Regionen - insbesondere im Norden - lebende Junge zur Welt bringt
und im Süden Eier ablegt, und Kesslers Wüstenrenner (Eremias kessieri) sowie
den Vielfleckigen Wüstenrenner (Eremias multiocellata), die ebenfalls
lebendgebärend sind. Zur Familie der Echten Eidechsen, Lacertidae, zählen
folgende Gattungen: die Fransenfinger, Gattung Acanthodactylus. Sie leben auf
Sandboden, ihre Zehen haben breite Schuppenkämme. Bekannt ist eine Art, der
Gewöhnliche Fransenfinger (Acanthodactylus erythrurus) aus Mittel bis
Südspanien und dem westlichen Nordafrika. Echte Wüstenbewohner sind die
Sandechsen oder Sandtaucher der Gattung Aporosaura mit der Art Aporosaura
anchietae aus dem südwestlichen Afrika. Ihr fehlt das für die Echten Eidechsen
so typische Halsband. Von den in Asien und Afrika verbreiteten Wüstenrennern
(GattungEremias) sind folgende Arten bekannt: der Steppenrenner (Eremias
arguta), der Schnelle Wüstenrenner (Eremias velox) und Strauchs Wüstenrenner
(Eremias strauchi), ferner E. guttulata, E. lineolata, E. scripta und E.
grammica. Die EremiasArten brauchen trockene, sehr geräumige Terrarien mit
Sandboden, sie wollen „rennen“. Außerdem ist eine Wasserstelle nötig und als
Pflanzen einige Gräser, die Trockenheit lieben sowie einige nicht scharfkantige
Steine. Von den Echten Eidechsen ist noch die Gattung Holaspis mit der
Sägeschwanzeidechse (Holaspisguentheri) aus dem tropischen Afrika
erwähnenswert. Diese lebt auf Bäumen und kann ihren ganzen Körper abplatten, so
daß sie auch unter hohle Rinde paßt. Die Nukras Eidechsen der Gattung Nucras
sind mit einer Art, der Stumpfkopfeidechse (Nucras intertexta), dem Terrarianer
bekannt geworden. Sie stammt aus der Steppe des nördlichen Afrikas. Die
Sandläufer der Gattung Psammodromus gehören auch zur Familie der Echten
Eidechsen. Hier sind der Spanische Sandläufer (Psammodromus hispanicus), der in
den Dünen, Heidegebieten und in sandigem Gelände Südwesteuropas zu Hause ist,
sowie der Algerische Sandläufer (Psammodromus algirus) zu erwähnen, der im
südwestlichen Europa und nordwestlichen Afrika lebt. Aus dem
südostasiatischen
Raum kennen wir noch die Schnelläufer oder Langschwanzeidechsen der Gattung
Takydromus. Aus Java, Borneo, Burma und Südchina kommt Takydromus sexlineatus,
aus Japan ist Takydromus tachydromoides bekannt. Wenn wir von Echten Eidechsen
der Familie Lacertidae sprechen, dann dürfen wir nicht die Schlangenaugen der
Gattung Ophisops vergessen: Ophisops elegans aus dem südöstlichen Europa und
Ophisops occidentalis aus dem nördlichen Afrika. Aus dem westlichen und
zentralen Südafrika kommt die Rauchschuppige Kapeldechse (Ichnotropis
capensis). Viele der gehandelten Eidechsenarten stammen aus der Gattung
Lacerta, die der ganzen Familie „Echte Eidechsen“ den Namen gegeben hat. Da
aber diese Gattung umfangreich so groß und für manchen so verwirrend ist,
wollen wir hier die wichtigsten Arten aufzählen: Zauneidechse (L. agilis),
Tyrrhenische Gebirgseidechse (L. bedriagae), Stachelschwanzeidechse (L.
echinata), Ägäische Eidechse (L. erhardii), Kanaren Eidechse (L. galloti),
Griechische Spitzkopfeidechse (L. graeca), Spanische Spitzkopfeidechse (L.
hispanica), Perleidechse (L. lepida), Balearen-Eidechse (L. filfordi),
Adriatische Eidechse (L. melisellensis), Mosor-Eidechse (L. mosorensis),
Mauereidechse (L. muralis), Dalmatinische Spitzkopfeidechse (L. oxycephala),
Peloponnesische Eidechse (L. peloponnesica), Brilleneidechse (L.perspicillata),
Pityusen Eidechse (L. pityusensis), Kaukasische Wieseneidechse (L. praticola),
Felseneidechse (L. saxicola), Iberische Smaragdeidechse (L. schreiberi),
Ruineneidechse (L. sicula), Kaspische Smaragdeidechse (L. strigata), Taurische
Eidechse (L. taurica), Thyrrhenische Mauereidechse (L. tiliguerta), Riesen-Smaragdeidechse
(L. trilineata), Smaragdeldechse (L. viridis), Bergeidechse (L. vivipara) und
die Sizilianische Eidechse (L. wagteriana). Diese Aufsteilung ist nicht
vollständig, gibt aber einen Oberblick über die Größe der Gattung Lacerta.
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Noch vor wenigen
Jahren war die Zauneidechse bei uns in Deutschland recht häufig. Inzwischen
sind ihre Bestände stark zurückgegangen. Die Zäune und Gartenränder sind
verschwunden und mit ihnen die Zauneidechse. Jetzt findet man sie nur noch im
offenen Gelände am Feldrain, am Waldrand, im Park. Man muß aber schon intensiv
nach ihr Ausschau halten und bekommt sie doch nur selten zu Gesicht. Sie wird
ungefähr 20 cm groß und ist eigentlich eine etwas träge, nicht so schnelle
Halsbandeidechse. Ihr Artname „agilis“ bedeutet die Gewandte. Die Zauneidechse
ist eine standorttreue Eidechse und hält sich an einem einmal gewählten Ort
lange Zeit auf. Sie lebt in Mauselöchern, unter trockenen Steinen, Brettern, in
Laub und Grasbüscheln. Sie liebt das Sonnenbad. Wer Zauneidechsen pflegen
möchte, sollte dies nur kurzfristig im Zimmer tun. Dabei beträgt die optimale
Lufttemperatur im Terrarium 23-26°C, nachts etwas weniger. Die Bodentemperatur
sollte stellenweise 25-35°C betragen. Die Tiere sind jedoch im Freilandterrarium
mit viel Sonneneinstrahlung besser aufgehoben und lassen sich hier sogar sehr
gut halten. Schon im März oder April erscheint sie aus ihrem Winterquartier,
das ca. einen halben Meter tief in der Erde liegt. Die Männchen legen nach der
Häutung ein prachtvolles grünes Kleid an. Die Weibchen legen von Mai bis Juni
ca. 6-16 Eier in einer pergamentartigen Hülle in Sandhöhlen, unter Steinen oder
in Erdlöchern ab. Man sollte unterschiedliche Böden (vom feinsten Sand bis zur
feuchten Höhle) im Freilandterrarium anlegen, damit sich das
Zauneidechsen-Weibchen das richtige Substrat aussuchen kann. Vorgeformte
einsturzsichere Röhren dürfen nicht fehlen. Die jungen Zauneidechsen brauchen
kleinste Insekten (Blattläuse usw.) und Spinnentiere, deshalb ist das Zimmerterrarium
für ihre Haltung nicht geeignet. Es gibt fünf Unterarten.
Mauereidechse (Lacerta muratis)
Die
Mauereidechse bildet einige Unterarten aus. Manche Männchen haben einen
auffallend hübschen Bauch. Sie bewohnt trockene, von der Sonne ausreichend
beschienene Hänge, Mauern, Felsen, Geröllhalden und Gartenanlagen. Sie ist im
westlichen süddeutschen Raum, in Frankreich und vor allem im Mittelmeerraum
verbreitet. Da viele Natursteinmauern mit Zement zugeschmiert werden, zerstört
man den Eidechsen die wichtigen Unterschlupfe.
Die
Mauereidechse braucht ungefiltertes Sonnenlicht und benötigt dort, wo die Sonne
fehlt, eine UV-Bestrahlung. Ein Aufenthalt im Freilandterrarium während der
ganz warmen Jahreszeit ist ratsam. Im Zimmer gehalten, brauchen sie geräumige,
trockene Terrarien mit Klettermöglichkeiten in Steinanhäufungen, kleinen Mauern
oder Kletterästen. Das Temperaturbedürfnis liegt zwischen 24-32°C, wobei die
Bodentemperaturen bis 38°C erreichen dürfen. Nachts muß man für Abkühlung
sorgen. Steinaufbauten und Steinplatten werden mit Wasser eingesprüht, da die
Mauereidechsen ihren Feuchtigkeitsbedarf davon decken. Trotzdem sollte aber
außerdem immer ein Wassergefäß mit frischem Wasser bereitstehen. Als Futter
kommen vor allem Wiesenplankton, kleine Heuschrecken, Heimchen und Grillen
sowie Fliegen in Frage, Wichtig ist, daß die Futtertiere nicht zu groß sind.
Ruineneidechse (Lacerta sicula)
Diese Eidechse ist eine farblich
recht variable Halsbandeidechse, die häufig mit anderen Eidechsenarten
verwechselt wird. Sie kommt in ca. 40 Unterarten vor, und selbst einem
Eidechsenkenner fällt es schwer, die vielen Unterarten auseinanderzuhalten. Die
Ruineneidechsen sind von Korsika über Sardinien, Sizilien, Italien bis zum
West-Balkan verbreitet. Außerdem wurden sie vom Menschen nach Südostspanien und
in die USA mitgebracht. Der Terrarianer unterscheidet zwei wichtige Unterarten:
Lacerta sicula sicula und Lacerta sicula campestris. Das Biotop der
Ruineneidechse ist recht vielseitig. Sie kommt an Mauern, in offenem Gelände,
in Steinansammlungen, an Gartenrändern, in Ruinen und Büschen vor. Sie ist
nicht so scheu wie andere Eidechsen, und man trifft sie im Süden auch noch in
großer Zahl an. Die Tiere sind schnelle und flinke Kletterer, die außerdem gut
springen können. Das Terrarium muß geräumig, langgestreckt und heizbar sein.
Das Temperaturbedürfnis liegt zwischen 30-32°C, wobei die Bodenerwärmung sogar
auf 40°C steigen darf. Nachts stellt man die Heizung ab und läßt das Terrarium
abkühlen. Den Durst stillen die Tier in
der Natur durch Ablecken der Tau- und Regentropfen. Ins Terrarium stellen wir
ein Wassergefäß und sprühen den Behälter jeden Morgen ein. Die Männchen raufen
besonders in Paarungsstimmung viel und verlieren nicht selten ihre Schwänze.
Kleine Eidechsen werden als Futter angesehen. Ruineneidechsen fressen gerne
Heimchen, Spinnentiere, Grillen, Mehlwürmer und andere Insekten. An Pudding
(Milupa) und an weichem Obst wird gerne geschleckt. Diese Eidechse ist ein
guter Terrarienpflegling. Eine Winterruhe mit gesenkten Temperaturen ist
empfehlenswert.
Perleidechse (Lacerta lepida)
Sie gehört zu
den größten Eidechsen Europas. Die Männchen sollen 50-60 cm groß werden. Es
sind sogar Exemplare mit 90 cm Körperlänge gefangen worden. Die Perleidechse
ist ein schnelles und gewandtes Tier, das man in freier Wildbahn fast nie
sieht. Sie flüchtet in der Regel in ihre Wohnröhre und wurde auch schon auf
Bäumen beobachtet. In Nordwest-Italien, Süd-Frankreich, auf der
Pyrenäenhalbinsel und in Nordwest-Afrika ist sie verbreitet. Als wahre
Sonnenanbeterin braucht sie viel Sonne und bei trüben Tagen UV-Bestrahlung. Man
kann sie auch im Freilandterrarium pflegen, muß aber für Wärme sorgen. Ihre
Nahrung ist sehr vielseitig: Sie nimmt junge Mäuse, Heuschrecken, Heimchen und
Grillen, Obst, Mehlwürmer und in kleine Streifen geschnittenes Rinderherz. In
der Freiheit ernährt sie sich sogar von Eidechsen und kleinen Schlangen. Große
Tiere haben ein erstaunliches Nahrungsbedürfnis, deshalb muß reichlich gefüttert
werden. Die Temperatur soll zwischen 22-3O°C liegen. In den Sommermonaten darf
sich der Boden bis 40°C erwärmen. Zum Trinken stellt man ständig frisches
Wasser ins Terrarium. Das Terrarium selbst sollte für diese recht groß werdende
Eidechse geräumig sein. Der Bodengrund besteht aus Sand und Kies. Eine größere
Steinplatte und einige Kletteräste runden die Einrichtung ab. Wer diese
herrlichen Tiere unbedingt pflegen möchte, sollte ihnen in den warmen
Sommermonaten einen Aufenthalt im Freilandterrarium anbieten. Die Perleidechse
kann zahm werden. Mit gleichartigen Tieren läßt sie sich vergesellschaften. Nur
müssen die Tiere Platz haben, wenn es zu Revierbildungen kommt. Die Männchen
sind zuweilen recht streitsüchtig. Die Perleidechse wurde bereits nachgezogen.
Das hier über die Perleidechse gesagte gilt auch für die Smaragdeidechse.