Die Anolis
(Einzahl: Der Anolis) gehören zur Familie der Leguane (Iguanidae). Es ist die
artenreichste Gattung innerhalb dieser Familie. Die meisten Arten leben auf
Bäumen und Büschen und kommen nur zum Vergraben ihrer zwei Eier auf den Boden
herab. Sie sind flinke, schnelle Kletterer. Der Schwanz ist meist doppelt so
lang wie der Körper, die Beine sind schlank, bei manchen Arten sogar
zartgliedrig mit langen Zehen. Sie sind alle kräftig gefärbt und meistens auch
hübsch gemustert. Sie sind am Tage aktiv und bis auf die größten Formen sehr lebhafte Tiere und deshalb und auch,
weil sie problemlos zu halten sind, beliebte Terrarientiere. Allerdings dürfen
keine erwachsenen Männchen gemeinsam gehalten werden, hier gibt es dann ständig
Ärger. Durch ihre baumbewohnende Lebensweise müssen sie ihre Beute im dichten
Pflanzengewirr suchen. Sie können ihre relativ kleinen Augen unabhängig voneinander
bewegen, dadurch haben sie, obwohl die Augen seitlich am Kopf sitzen, ein
großes Gesichtsfeld. Die Entfernung zum nächsten Sitzplatz oder zur Beute kann
genau eingeschätzt werden.
Rotkehlanolis (Anolis carolinensis)
Im Terrarium
gelten sie als ideale Pfleglinge, sie beanspruchen keinen zu großen Raum und
schädigen die Bepflanzung nicht. Ihre Heimat ist der südöstliche Teil von
Nordamerika. Die Männchen können durch ihren verlängerten Zungenbeinknochen die
Kehlhaut spreizen. Dies sieht dann wie
ein entfalteter roter Fächer aus, der zur Kennzeichnung des Eigenbezirks, zum
Drohen, aber auch zur Balz verwendet wird. Die Männchen haben einen starken
Reviersinn und dulden in der Fortpflanzungszeit in ihrem Gebiet keine
gleichgeschlechtlichen Artgenossen; diesen wird das Fürchten gelehrt. Mehrere
Körperteile arbeiten beim Drohen zusammen, dem Gegner wird die Körperseite
zugewandt. Der Rumpf wird seitlich abgeflacht, auf dem Rücken erhebt sich eine
niedrige Hautleiste, das Tier erscheint dadurch höher. Dazu zeigt es seine rote
gespreizte Kehle und nickt mit dem Vorderkörper. Läßt sich der Eindringling von
all dem nicht beeinflussen, kommt es - nachdem sie sich einige Zeit umschlichen
haben - zu Beißereien. Ist ausreichender Raum vorhanden, können sie gemeinsam
mit anderen Echsen gepflegt werden.
Wie ein
Chamäleon kann sich der Rotkehlanolis (Anotis carolinensis) verfärben, von
Braun nach Grün und umgekehrt: dabei bleibt das Auge (die Augenumgebung) grün,
wenn er braun geworden ist. Der Rotkehlanolis kann frei in der Wohnung, am
sonnigen Fenster, gehalten werden. Eine weitere Eigenart ist das schnelle
Wechseln ihrer Farbe. Ihre jeweilige Farbe und ihre Zeichnung bekommen sie
durch Ausbreiten oder Zusammenziehen der in der Unterhaut befindlichen
Farbzellen. Die Steuerung erfolgt über Nerven oder Hormone, Fühlt sich das Tier
nicht wohl, so erscheinen auf seinem normalerweise grün gefärbten Körper
bräunliche Flecken. Bei größerer Erregung färbt er sich ganz braun ein. Sein
Terrarium braucht einen sonnigen Stand, auch kann ab und zu UV-Bestrahlung
nötig sein. Es muß luftig und geheizt sein, mit viel Pflanzen und Ästen
eingerichtet, damit der Anolis genug klettern kann. Es empfiehlt sich, bei
einer Lufttemperatur zu bleiben, die zwischen 23-26°C liegt, jedoch nachts auf
18-2O°C herunterzugehen. Diese Nachttemperatur ist auch während der Ruhezeit in
den Wintermonaten geeignet. In dieser Ruhezeit wird kaum Nahrung aufgenommen.
Auf dem Speisezettel stehen Stubenfliegen, Grillen, Heimchen, kleine
Heuschrecken, Wiesenplankton und ab und zu Mehlwürmer. Der Durst wird durch Aufnehmen von
Wassertropfen von Blättern und aus Blatttrichtern gelöscht. Deshalb sollte das
Terrarium jeden Morgen eingesprüht werden.
Ritteranolis (Anolis equestris)
Dieser Anolis
ist ein ausgesprochener Baumbewohner, der aus dem Waldgebiet (Flächen mit
einzelnen Bäumen) von Kuba kommt. Seine Gestalt wirkt nicht so zart und
feingliedrig wie die des Rotkehlanolis. In seiner Heimat bevorzugt er die
oberen Regionen der Büsche und Bäume. Seine Färbung kann sich ebenfalls je nach
Wohlbefinden oder auch im Zusammenhang mit innerartlichen Auseinandersetzungen
von einer Grundfärbung von Grün zu Braun verändern. Auf dem Rücken trägt er
einen Schuppenkamm.
Er benötigt ein
feuchtes geheiztes Terrarium mit viel Pflanzen und Geäst zum Klettern, das mehr
hoch als lang sein soll. Der Standort muß sonnig sein und in der sonnenarmen
Zeit als Ausgleich mit UV bestrahlt werden. Die Temperaturen liegen zwischen
28-3O°C. Im Winter ist eine Ruhezeit mit niedrigeren Temperaturen einzuhalten.
Gefüttert werden große Heuschrecken, nestjunge Mäuse, Schaben und seltener
Mehlwürmer. Das Wasser wird von den Pflanzen und aus deren Blattrichtern
genommen.
Wasseranolis (Anolis vermiculatus)
Sonderlinge gibt
es auch unter den Anolis, zum Beispiel den aus Kuba stammenden Wasseranolis. Er
lebt auf Stämmen und Ästen an Ufern von Bächen und kleinen Flüssen. Er soll
ähnlich wie ein Basilisk auf dem Wasserspiegel laufen können. Bei Gefahr taucht
er unter und versteckt sich unter Steinen und Wurzelwerk. Im Terrarium braucht
er seiner aquatilen Lebensweise entsprechend einen ausreichend großen
Wasserteil; dieser wird durch die Ausscheidungen leider sehr schnell
verunreinigt. Das Wasser muß daher ständig gefiltert oder gewechselt werden. Der
Wasseranolis ernährt sich von Insekten und ist auch vom gewissenhaften Anfänger
leicht zu pflegen. Er sollte im Schatten und nicht in der Sonne gehalten
werden, wobei etwas Sonnenschein nicht schadet.
Höhlenanolis (Anolis bartschi)
Dieser Anolis
lebt nur im Westen von Kuba, wo er starken Sonnenschein meidet und recht
lichtscheu ist. Man findet ihn in schattigen Höhlen, wo er sich in dunklen und
trockenen Felsspalten aufhält. Er ist also ein Fels- und Steinbewohner. Die
Nahrung sind Mehlkäferlarven, Wachsmotten, kleine Fische, Spinnen und süße
Früchte. Die Männchen werden knapp 20 cm groß, die Weibchen bleiben etwas
kleiner (ca. 16 cm), wobei der Schwanz fast die doppelte Länge des übrigen
Körpers hat. Am aktivsten ist der Höhlenanolis am frühen Morgen und in den
späten Abendstunden. Die Temperaturen sollen zwischen 26 und 33°C liegen.