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UV – Bestrahlung

 

Ein heikles Thema ist die UV-Bestrahlung. Der eine Terrarianer bestrahlt täglich, der nächste gelegentlich und viele verzichten ganz darauf. Aber wer macht es richtig? Wer hat recht? Nun, es kommt vor allem darauf an, welche Tierarten mit UV-Licht bestrahlt werden sollen. Ihr Vorkommen und ihre Lebensweise geben uns hierüber Auskunft. Für einen Grottenolm aus den Karsthöhlen Jugoslawiens, der unter normalen Umständen nie das Tageslicht erblicken würde, ist eine UV-Bestrahlung nicht notwendig. Bei einem afrikanischen Dornschwanz oder bei wärmeliebenden Eidechsen dagegen, die sich, wie man sich selbst überzeugen kann, regelrecht in der Sonne braten, muß die UV-Bestrahlung als lebensnotwendig betrachtet werden. Fehlt sie ganz, dann können die Tiere krank (rachitisch) werden. Bei der Rachitis handelt es sich um eine Erkrankung des gesamten wachsenden Organismus, die auf einer Störung des Kalk-Phosphor-Stoffwechsels beruht. Die Ursache ist ein Mangel an Vitamin D, der in erster Linie durch unzureichende Sonnenbestrahlung zustande kommt. Durch die Ultraviolettstrahlen des Sonnenlichts entsteht in der Haut das antirachitisch wirksame Vitamin D. Ist die UV-Strahlung nicht ausreichend, muß das fehlende Vitamin mit der Nahrung zugeführt werden. Andernfalls bleiben die Knochen weich und verformbar. Das bedeutet für die Praxis: Entweder ausreichende UV-Bestrahlung oder zusätzliche Gabe von Vitamin D. Außer dem Knochensystem wird auch die Muskulatur befallen, man spricht dann von einer rachitischen Muskelschwäche. Wo immer sich die Möglichkeit anbietet, werden einheimische Tiere (Reptilien und Amphibien aus dem nördlichen und mittleren Europa) das ganze Jahr über im Freiland gehalten, sie werden dann seltener rachitisch erkranken. Auch werden die Tiere bei direkter Sonnenbestrahlung munterer, sie fressen besser und wachsen schneller, sie gedeihen einfach besser. Auch die beste Höhensonne ist zwar nur ein Ersatz, aber sie leistet gute Dienste. Tropische Reptilien und Amphibien dürfen nur während der heißen Sommermonate im Freiland gehalten werden. Wo sich solche Möglichkeiten bieten, sollte man unbedingt davon Gebrauch machen. Wer einen sonnigen Balkon besitzt, kann sich ein zweites Terrarium (Sommerterrarium) für die sonnenhungrigen Tiere bauen. Es muß nicht aufwendig hergestellt und eingerichtet sein. Heizung und Beleuchtung erübrigen sich. Da die Glasscheiben UV-Strahlen filtern, sollte das Terrarium wie ein Käfig konstruiert sein. Dadurch wird auch die Gefahr des Überhitzens vermieden. Trotzdem muß ein schattiges windgeschütztes Plätzchen eingeplant werden, das die Tiere bei starker Sonneneinwirkung, bei Sturm und kräftigem Regen jederzeit aufsuchen können. Auch das indirekte Sonnenlicht bei bedecktem Himmel besitzt noch einen gewissen UV-Anteil, der für die Terrarientiere sehr wertvoll ist. Das luftige Terrarium auf dem Balkon darf aber nicht der Zugluft ausgesetzt sein.

Für die künstliche UV-Bestrahlung stehen Höhensonnen bereit. In einem Haushalt ist meist eine solche vorhanden (Solarium), man kann sie selbstverständlich verwenden. Die Angaben der Herstellerfirmen über Dauer und Entfernung der UV-Bestrahlung sollten unbedingt beachtet werden. Für die Reptilienhaltung und -aufzucht genügt eine einfache UV-Lampe, wie zum Beispiel die langjährig bewährte Osram-Vitalux, eine im Preis erschwingliche, da sie nur aus Stecker, Leitung, Fassung mit Fuß und einschaltbarer Birne besteht. Eine Bestrahlungsdauer von ca. 5 Minuten zweimal in der Woche aus einem Meter Abstand ist ausreichend für die gesunde Aufzucht vieler Jungtiere, u. a. Lacerta lepida, Basiliscus plumifrons, Amphiboturus barbatus, Eiaphe scalaris, Emydura albertisii und Chetodina longicollis. Die Lampe wird in der Hand gehalten und aus etwa einem Meter Entfernung gezielt auf die Tiere gerichtet (Erfahrungswerte). Viele Jungtiere sind scheu und verstecken sich erst einmal, wenn das helle Licht angeschaltet wird. Bei der Kürze der Bestrahlungsdauer kommen sie nicht so schnell wieder aus ihren Verstecken. Aus diesem Grunde, und wegen der Mindestentfernung von einem Meter, ist eine feste Montage im Terrarium kaum zweckmäßig. Kleine, aufgeregte Tiere, welche die Bestrahlung nicht ruhig sitzend ertragen wollen, kann man zur Bestrahlung in einen Eimer setzen, wo sie dem UV-Licht nicht ausweichen können. Warnung! Zu lange UV-Bestrahlung verursacht Hautschäden (Verbrennungen der Unterhaut, Sonnenbrand usw.).

Seit ein paar Jahren werden in Aquarien- und Terrarienzeitschriften Leuchtstoffröhren angeboten, deren Strahlenzusammensetzung laut Firmenauskunft dem Sonnenlicht entsprechen soll. Eine große Wirkung scheinen sie nicht auszustrahlen. Man hat feststellen können, daß Anolis- und Phelsumenarten, die allein dieser einseitigen Beleuchtung ausgesetzt werden, rachitisch erkranken. Diese "Wunderröhren" sind teuer und können sicherlich noch verbessert werden. Vielleicht reicht ihr UV-Anteil aus, um erwachsene Tiere einigermaßen gesund zu erhalten, Jungtiere brauchen aber doch wesentlich mehr UV-Licht, um erwachsen zu werden. Mit der Vitalux-Lampe und Verabreichung von Vitamin-D-Präparaten lassen sich krankhafte Anzeichen in vielen Fällen wieder zurückbilden und ausheilen.