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Skorpione
Riesenskorpion (Pandinus imperator)
Familie Scorpionidae
Neben
den Vogelspinnen sind die Skorpione die häufigsten in Terrarien gehaltenen
Spinnentiere. Sie sind in etwa 700 Arten über alle Erdteile verbreitet.
Entsprechend ihrer versteckten und nächtlichen Lebensweise sind ihre Augen auch
recht klein und dienen im wesentlichen der
Unterscheidung von Hell und Dunkel und der Wahrnehmung von Bewegungen. Der
Hauptsinn ist in den Tastorganen lokalisiert, die in großer Mannigfaltigkeit
insbesondere am zweiten Paar der Mundwerkzeuge, den scherenbewaffneten Maxillipalpen, aber auch an den Laufbeinen, den an der
Bauchseite befindlichen Kämmen und dem Postabdomen, das fälschlich meist als
Schwanz bezeichnet wird, vorhanden sind. Feinste Erschütterungen und
Luftströmungen, die ein Beutetier verursacht, werden mit beweglich eingelenkten
Becherhaaren wahrgenommen. Das erste Paar der Mundwerkzeuge, die Chelizeren, trägt kleine Scheren. Ein weiteres Zeichen
ihrer Zugehörigkeit zu den Spinnentieren sind die vier Paar Laufbeine und die
meist sechs oder acht Einzelaugen, die nur Höhlenformen fehlen. Ein
Spinnvermögen ist nicht ausgebildet. Alle Skorpione sind Greifer, die sich in
der Natur von lebender Beute ernähren. In Gefangenschaft kann man sie aber auch
mit rohem Fleisch und getöteten Fliegen füttern. Manche Arten sind wahre
Hungerkünstler. Sie können 23 Monate ohne Nahrung am Leben bleiben. Ein
hungriger Skorpion läuft mit erhobenen, nach vorn gerichteten und geöffneten Maxillipalpenscheren umher. Sein Postabdomen ist dabei hoch
aufrecht gebogen, und der Giftstachel wird vielfach an das vorletzte Glied
angelegt getragen. Stößt das Tier nun gegen etwas Genießbares, so greift es
blitzschnell mit einer der Palpenscheren zu. Mitunter
werden auch beide Scheren gleichzeitig eingesetzt. Die Beute wird dann sofort
dem ersten Paar der Mundwerkzeuge zugeführt. Bei größeren Insekten tritt
außerdem der Giftstachel in Aktion, der über den Vorderkörper des Skorpions
geschleudert wird. Die Treffsicherheit dabei ist erstaunlich. Das geschickte
Ausweichen, aber auch Orten von anderen Tieren, könnte darauf schließen lassen,
daß die Augen dabei mit benutzt werden, was aber
nicht der Fall ist. Skorpione können übrigens vorwärts, seitwärts und rückwärts
laufen. Reizt man die Tiere, so versuchen sie zu stechen. Sie begehen aber
keineswegs "Selbstmord", wie immer wieder zu lesen ist.
Für den Menschen gefährlich sind nur
die Arten aus der Familie Buthidae. Um sich ganz
allgemein zu orientieren, ob man eine gefährliche Art vor sich hat, braucht man
nur auf die Dicke der Giftblase zu achten. Tiere mit kleiner Blase sind im allgemeinen harmlos, vor allem, wenn sie auch noch
dunkelbraun gefärbt sind. Die Buthiden, kenntlich am
spitz dreieckigen Sternum, einer Chitinplatte
zwischen den Hüftgliedern der Beine, sind meist mittelgroß, gelbbraun oder
grünlich gefärbt und haben verhältnismäßig schmale Scheren und dicke
Giftblasen. Wer giftige Arten hält, sollte ein spezifisches Antiserum im Hause
haben.
Männchen und Weibchen einer Art
unterscheiden sich auf den ersten Blick dadurch, daß
erstere breitere Scheren und längere "Schwänze" haben. Diese werden
tagsüber, wenn die Tiere sich unter Steinen oder Baumrinden aufhalten, nach
einer Seite gerichtet getragen, bei Höhlenbewohnern auch aufrecht. Manche Arten
können wie Vogelspinnen Töne hervorbringen. Bei der Werbung führen die Männchen
die Weibchen mit den Scheren der Palpen oder Chelizeren vor und zurück. Jede Art hat da spezifische
Besonderheiten zu bieten. Diese "Tänze", das Stolzieren mit dem
Weibchen "Hand in Hand", das heißt mit verschränkten Maxillipalpen, das Umschlingen der "Schwänze" und
das "Streicheln" bieten dem Beobachter viel Reizvolles. Nach
vorangegangener ca. einstündiger Werbung setzt das Männchen eine kompliziert
gebaute Spermatophore ab, die in ihrem oberen Teil
die Geschlechtsprodukte enthält, führt das Weibchen darüber und verzieht sich.
Die Spermatophore wird dann mit den Kämmen vom
Weibchen ergriffen und in die Geschlechtsöffnung eingeführt. Die Weibchen
betreiben Brutpflege und schleppen bis zu 100 Junge während der ersten Zeit
ihres Lebens mit sich herum. Bei vielen Arten nehmen die Jungen am Mahl der
Mutter teil. Bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren kann man erleben, daß sich die Weibchen gegenseitig die Jungen vom Rücken
fressen. Skorpione machen etwa sieben Häutungen durch, von denen die erste
schon auf dem Rükken der Mutter erfolgt. Die
Geschlechtsreife tritt im Alter von 2-3 Jahren ein. Zweimal im Jahr können die
Weibchen Junge bekommen. Manche Arten sind 10 Jahre lang im Terrarium gehalten
worden. Die kleinsten Arten werden 1,3; die größten 19-25cm lang. Die
nächstgelegenen
Fundorte sind Südkärnten und Osttirol.
Dort kommen die kleinen und ungefährlichen Arten Euscorpius
germanus und E.italicus
vor, in Südfrankreich, Italien und Jugoslawien lebt eine verwandte Art, E.flavicaudis, in den Karpaten E.carpathicus.
Die Terrarien sollten, vor allem, wenn
man gleichzeitig mehrere Tiere halten will, etwa die Abmessungen 60 x 60 x 20
cm aufweisen. Als Unterschlupf dienen schwarze Pappstücke von 20x20 cm, deren
Rand man an drei Seiten so nach unten biegt, daß die
Pappe ein 3 cm hohes Dach bildet. Das Terrarium, zum Beispiel aus Holz oder
Metall mit Glasfenstern, wird mit einem Drahtgazedeckel verschlossen. Um ein
gegenseitiges Auffressen der Insassen zu verhindern, ist für reichliche
Nahrungszufuhr zu sorgen, vor allem Fliegen, getötete sonstige Insekten,
Mehlwürmer oder geschabtes Fleisch. Man gibt die Nahrung in den Unterschlupf.
Wenn man mit Fleisch oder getöteten Gliederfüßern füttert, empfiehlt es sich,
diese Produkte auf kleinen Pappkartons zu servieren, die man unter den
Schlupfwinkel schiebt. Das erleichtert vor allem auch die Säuberung der
Terrarien. Die Temperatur sollte 20-25°C betragen. Für die Zucht ist es
zweckmäßig, Weibchen, die ihre Jungen auf dem Rücken tragen, sofort von den
übrigen Tieren zu isolieren und in Einzelgefäßen unterzubringen. Einmal täglich
wird mit einem Zerstäuber für die nötige Befeuchtung und Luftfeuchtigkeit
gesorgt.
Eine exakte Artbestimmung ist im allgemeinen erst nach dem Tode der Tiere möglich. Die
folgende Tabelle ermöglicht die Unterscheidung der einzelnen Familien.
1. Sternum
mehrfach breiter als lang, aus 2 kleinen Lamellen oder transversalen Platten bestehend, oft ohne
Präparation kaum zu sehen
Bothriuridae
(Südamerika,
Australien)
- Sternum länger
als breit oder so lang wie breit oder etwas
kürzer als
breit 2
2. Sternum pentagonal, Seiten parallel
Scorpionidae
(Afrika, Asien, Australien, Mittelamerika, Westindische
Inseln)
- Sternum oft vorn verengt 3
3. 3-5 Seitenaugen
4
- 0-2
Seitenaugen 5
4. Sternum
vorn verengt, dreieckig mit vorn konvergierenden Seiten,
bei einigen Arten pentagonal. Oft mit Dorn unter
dem Giftstachel
Buthidae
(350
Arten in allen Kontinenten)
- Sternum mit parallelen Seitenrändern,
allgemein
breiter als lang, mit tiefer medianer Furche. Kein Dorn unter dem Stachel
Vejovidae (Amerika)
5. 2 Seitenaugen und gelber Fleck
hinter dem 2. Sternum fast pentagonal mit mittlerer Furche
Chaerilidae (nur 12
Arten)
0 oder 2 Seitenaugen, kein gelber Fleck hinter dem 2. Sternum
pentagonal, so breit wie lang oder breiter als lang, ohne
mittlere Furche, aber vorn mit 2T-förmigen Depressionen
Chactidae (alle Kontinente)