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Insekten
Heupferdchen
Die zu den Laubheuschrecken zählenden
Tiere finden sich in vielen Arten vor allem in den bewaldeten Ländern der
ganzen Erde wieder und sind durch ihre grüne Farbe vorzüglich dem Leben im
Laubwald angepaßt. Bei tropischen Arten weisen die
Unterflügel oft ein leuchtendes Rot auf. Von den in unserer Heimat vorkommenden
34 Laubheuschreckenspezies sind am bekanntesten der bis zu 30 mm lange
Warzenbeißer (Decticus verrucivorus),
ein Wiesenbewohner, und die drei Heupferdchenarten: geschwänztes grünes
Heupferd (Tettigonia caudata),
Zwitscherheuschrecke (T. cantans) und großes grünes
Heupferd (T. viridissima). Bei T. caudata
überragt die Legeröhre des Weibchens die Deckflügel deutlich. Der Gesang des
Männchens besteht in einem Schnurren, in dem man keine Einzeltöne erkennen
kann. Bei T. cantans überragen die Flügeldecken die
Hinterleibsspitze des Männchens nur wenig. Die Tiere werden mit 22 mm
Körperlänge nicht so groß wie die beiden anderen Arten, welche 26 mm erreichen.
Sie zirpen besonders nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang und lassen
ihren Gesang vor und zur Erntezeit ertönen. In manchen Gegenden sind sie
häufiger als T. viridissima. Sie klettern meist nicht
bis in die Spitzen der Futterpflanzen (Getreide, Hülsenfrüchte), sondern halten
sich in der Mitte derselben auf.
Das große grüne Heupferdchen wurde
bereits vor mehr als 100 Jahren in speziellen Drahtkäfigen gehalten. Das ging
oftmals nicht ohne Verluste ab. Da jedes Männchen in der Natur etwa 1,5 M²
beansprucht, müssen wir den Männchen, falls wir sie in Gefangenschaft
beobachten wollen, sehr große Terrarien zur Verfügung stellen. Dagegen ist es
ohne weiteres möglich, mehrere Weibchen in einem normalen Terrarium zusammen zu
halten. Es empfiehlt sich, einige Weibchen mit einem Männchen als Zuchtansatz
zu benutzen. Entsprechend der natürlichen Lebensweise sollte das Terrarium eine
nicht zu niedrige Krautschicht aufweisen. Bekanntlich leben die Tiere in
Getreidefeldern, Heuwiesen, Schilfbeständen ebenso wie in niederem Gebüsch und
später auch in Bäumen. Ihr Gesang, ein zik-zik, ist
vom frühen Nachmittag bis gegen zwei Uhr nachts von Ende Juli bis Mitte
September, in Gefangenschaft sogar bis zum Dezember, zu hören. Allerdings
fangen in Gefangenschaft gehaltene Männchen erst mit Beginn der Dunkelheit an
zu zirpen, im Herbst oftmals noch viel später. Schrillende Männchen klettern
bisweilen langsam durchs Gelände. Begattungsbereite Weibchen kommen ihnen
entgegen. Unmittelbar vor der Kopulation läßt das
Männchen ein typisches Werbeschrillen hören. Seine Erregung äußert sich in
gekrümmter Körperhaltung und mehr gespreizt gehaltenen Vorderflügeln. Bei der
Paarung heftet das Männchen dem Weibchen eine mit Sperma gefüllte Kapsel, eine
sogenannte Spermatophore, an das Hinterleibende. Sie fällt
nach der Befruchtung ab. Dann setzt das Weibchen mittels seiner langen
Legescheide einige Eier ins Erdreich ab, streicht die Erde glatt und wiederholt
diesen Vorgang mehrere Male. Weibchen lassen sich mehrmals begatten. In
Gefangenschaft kopulieren die Weibchen allerdings oft nur einmal. Im Frühjahr
schlüpfen die Jungen, die von Häutung zu Häutung den Alten ähnlicher werden.
Wichtig für die Haltung ist, daß die Raumtemperatur 22-25°C betragen sollte; direkte
Sonneneinstrahlung sollte aber vermieden werden.
Denn auch in freier Natur verkriechen
sich die Heupferdchen bei Sonnenschein und klettern nur im Schatten oder bei
Dunkelheit zu den
Pflanzenspitzen. Sie können ohne
Schwierigkeiten an senkrechten und überhängenden Flächen (Zimmerdecken) laufen.
Ihre Fußsohlen werden häufig beleckt und mit gelbem Saft benetzt.
Als Futter benötigen die Heupferdchen
tierisches Eiweiß. Sie lassen sich in Gefangenschaft gut mit Schmeißfliegen und
anderen Insekten füttern, die sie nach vorsichtigem Anschleichen im Sprung erbeuten.
Alle Heupferde können fliegen; im Gegensatz zu den Warzenbeißern überragen ihre
Flügeldecken den Hinterleib mit Ausnahme der Legescheide fast um das Doppelte.
Fangschrecken
Die Fangschrecken (Mantodea),
sämtlich Bewohner warmer Zonen beider Hemisphären, gehören mit den Schaben zur Blattoidea. Sie sind also mit diesen näher verwandt als mit
den auf den ersten Blick ähnlichen
Gespenstschrecken (Phasmida).
zu denen die Stabschrecken und die "wandelnden Blätter"zählen.
Alle diese Tiere bilden zusammen mit den
Heuschrecken und den Ohrwürmern die
alte Ordnung der Geradflügler (Orthoptera), die etwa 15500 Arten umfaßt.
Mit den Schaben haben die Fangschrecker den stark
entwickelten Prothorax, den ersten Brustring,
gemeinsam. Außerdem werden bei beiden Gruppen die Eier in größerer Zahl in
Pakete abgelegt.
Charakteristisch für alle
Fangschrecken sind die Raubfüße, die vor dem langen Prothorax
vorgestreckt getragen werden und zum Greifen und
Zerschneiden der Beute dienen. Diese Halt, vor allem, wenn dazu noch das Aufrichten des
Vorderleibs kommt, erinnerte unsere Vorfahren
an einen Propheten, der zu seinem Gott
betet. Schon die alten Griechen bezeichneten derartige Tiere als Mantis = Seher, Prophet. Den
Gattungsnamen Mantis
tragen die "Gottesanbeterinnen" noch heute.
Die bekannteste Art, Mantis retigiosa,
ist in Südeuropa weit verbreitet. Man findet sie auch in Nordafrika, am
Neusiedler See und in Mähren. Noch vor hundert Jahren war sie in der
Frankfurter Gegend gar nicht selten. Aber bereits in Südtirol, Norditalien und
Jugoslawien ist sie an manchen Stellen so zahlreich vertreten, daß keine Bedenken bestehen, sich von dort einige Tiere
mitzubringen. Im Kaukasus, in der Nähe von Sotschi am
Schwarzen Meer, war diese oder eine sehr nahestehende Art das bei weitem
häufigste Großinsekt auf einer Trockenwiese.
Sie kommt an ein und demselben Fundort
in grünen und braunen Exemplaren vor. In manchen Gegenden überwiegen die
grünen, in anderen die braunen Tiere. Die Männchen werden 40-50, die Weibchen
50-75 mm lang. Die
Deckflügel, die am Vorderrand hell
gesäumt sind, erscheinen beim Männchen fast durchsichtig. Die Fangbeine haben
in beiden Geschlechtern am Grunde einen glänzend schwarzen, weiß gekerbten
Fleck. Was die Gottesanbeterin so anziehend macht,
ist aber vor allem ihre Art, alles Bewegliche in ihrer näheren Umgebung mit den
großen Facettenaugen zu verfolgen, wobei sie den Kopf nach dem Objekt ihres
Interesses dreht. Und es verwundert kaum, daß man in
den Mittelmeerländern glaubte, sie könne wirklich weissagen, indem sie durch
Ausstrecken des einen oder anderen Vorderbeins dem Wanderer die Richtung
angibt. In der Tat ist jeder, der zum ersten Mal mit einer Gottesanbeterin
Bekanntschaft macht, versucht, in ihr mehr als nur ein Insekt zu sehen, wo
unter den Sechsbeinern findet er ein Geschöpf, das ihn schon allein von der
bizarren Gestalt her so anspricht und das auf nur vier Beinen schreitet? Die Gottesanbeterin ernährt sich anderen Insekten und verschont
dabei nicht ihresgleichen. Stundenlang kann sie regungslos im Gras oder auf
niedrigem Gebüsch ausharren, bis etwas in ihre Nähe kommt. Dann richtet sie
den Vorderkörper auf und dreht den Kopf
dem
Beutetier zu, das mit den Augen
verfolgt wird. Gegebenenfalls schleicht sie sich langsam wie eine Springspinne
auf vier Beinen heran und greift im passenden Moment mit einem der
stachelbesetzten Fangarme zu, dessen scharf gesägte Schiene wie die Klinge
eines Taschenmessers über die Beute geklappt und in die mit starken Zähnen
umsäumte Furche des Schenkels eingeschlagen wird. Das Beutetier wird so
eingeklemmt. Kurze Zeit später tritt auch noch der zweite Fangarm in Aktion, so
daß es für das Beutetier kein Entrinnen mehr gibt.
Selbst Fliegen werden so gefangen. Anschließend wird die Beute den Mandibeln zugeführt und gefressen. Nach beendetem Mahl
putzt sich die Gottesanbeterin und begibt sich erneut
auf Beutefang. In Gefangenschaft frißt sie täglich,
wenn sie erwachsen ist, ohne weiteres 20-30 Fliegen. Man kann sie auch beim
Verzehren von Heuschrecken, kleinen Fröschen und Eidechsen beobachten. Eine
argentinische Art, die allerdings 8 cm lang wird, wurde für die Wissenschaft
entdeckt, als ein Entomologe aus einem Baum das jämmerliche Gekreische eines
Vogels vernahm, der, wie sich herausstellte, von der Schrecke gefangen worden
war und gerade verzehrt wurde.
Die Fangschrecken sind Augentiere und
daher tagaktiv. Sie gehen jedoch auch noch in der Dämmerung auf Beutefang.
Offenbar haben sie recht lichtstarke Optiken in ihren Augen. Sie benötigen
Trockenheit und Wärme. Bei Zimmertemperatur lassen sie sich leicht halten.
Wichtig ist eine ausreichende Beleuchtung, am besten Tageslicht. Wenn man
mehrere Tiere halten will, sollte man einen großen Maschendrahtkäfig nehmen.
Noch praktischer sind Holzkäfige, die an drei Seiten mit Drahtgaze bespannt
sind und einen Drahtgazedeckel
aufweisen. Die vierte Seite trägt ein Glasfenster zur besseren Beobachtung und
zum Fotografieren. Am besten ist es, dieses so einzubauen, daß
man es zum Fotografieren nach oben herausziehen kann. Man bepflanzt das
Terrarium mit Gräsern wie Igelgras, Blaugras, ferner mit Beifuß
und anderen nicht allzu hoch werdenden Pflanzen. Ein Wasserschälchen darf nicht
fehlen. Will man die Paarung beobachten, so sorge man dafür, daß genügend Männchen vorhanden sind, da es gar nicht
selten vorkommt, daß die Männchen bereits vor der
Paarung verspeist werden. Während die Weibchen einen dickeren und plumperen
Hinterleib haben, an dem sich hinten eine kurze hakenförmige Legeröhre
befindet, sind die Männchen schmächtiger gebaut und tragen am letzten
Hinterleibsegment zwei Griffel. Die Geschlechter sind also leicht zu
unterscheiden. Ist es zu einer Paarung gekommen, so erwacht der Freßtrieb beim Weibchen bereits zu einer Zeit, während das
Männchen noch mit dem Kopulieren beschäftigt ist. Es beginnt dann, das Männchen
vom Kopf her zu verspeisen. Aber selbst bei einem kopflosen Männchen ist der
Penis noch in Aktion.
Das befruchtete Weibchen legt äußerst
langgestreckte Eier, die reihenweise nebeneinandergestellt und mit einer
schleimigen, bald erhärten Masse
verbunden werden. Alle Eier sind darin mit dem Kopfende nach außen gerichtet.
Bei genauem Betrachten bemerkt man an der Auenseite der Eierpakete feine
Längsfurchen, welche die Kopfenden der Eierreihen anzeigen. Nach einer
Oberwinterung schlüpfen die Jungen und häuten sich sogleich. Dasselbe
wiederholt sich mehrmals in etwa vierzehntägigen bis drei wöchigen
Abständen. Mit jeder Häutung werden sie den erwachsenen Fangschrecken
ähnlicher. Nach etwa sieben Häutungen sind sie geschlechtsreif.
Außer Mantis
religiosa gibt es in Südeuropa noch einige weitere
Arten der Gattung Mantis. In Bezug auf Haltung und
richtige Fütterung ergeben sich zu "unserer" Gottesanbeterin
keine Unterschiede. Oberstes Gebot ist, immer für reichlich Futter zu sorgen,
damit sich die Gottesanbeterinnen nicht gegenseitig
dezimieren.