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Nahrung
Die
Nahrung und die Nahrungsaufnahme
So verschiedenartig wie die
Terrarientiere sind auch ihre Nahrungsansprüche. Es gibt Allesfresser (manche
Leguane und Schildkröten) und Nahrungsspezialisten (wie die Eierschlangen, die
sich nur von frischen Eiern ernähren). Am wenigsten Kummer bereiten die
Pflanzenfresser. Frisches Obst und Gemüse ist jederzeit und in großer Auswahl
erhältlich. Wichtig ist, daß so abwechslungsreich wie möglich gefüttert wird.
Vom Frühjahr bis in den Herbst kann man fast ganz auf Salat verzichten und
dafür Löwenzahn, Klee, Breit- und Spitzwegerich und Gras anbieten. Auch junge
Triebe von Weiden und Eichen werden gern angenommen. Auf jeden Fall muß man
darauf achten, daß das Futter nicht gespritzt wurde. Dies geschieht bei einer
Wiese nicht direkt, sondern auf dem Umweg über das Spritzen der Bäume, die doch
meist gegen Schädlinge behandelt werden. Zwangsläufig wird auch das Gras davon
betroffen. Genauso schlecht ist Futter von Rändern einer stark befahrenen
Straße. Ist man dennoch auf solches Futter angewiesen, so ist eine gründliche
Reinigung unter fließendem Wasser nötig. Das gleiche gilt auch für gekauftes
Obst und Gemüse. Am sichersten ist Verfütterung von eigenen Gartenerzeugnissen
(Achtung! spritzt der Nachbar?) und solchen aus dem Reformhaus. Auf Vielfalt im
Futterangebot soll nicht nur bei jeder Fütterung geachtet werden, sondern vor
allem soll auch im Wechsel der Jahreszeiten gefüttert werden. Was gerade
austreibt oder reift, bietet man vermehrt an; es ist dann auch meist am
billigsten. Es gibt Erdbeeren, Kirschen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, dann
Tomaten, Melonen und Trauben. Auf Äpfel, Birnen und Mohrrüben kann man das
ganze Jahr zurückgreifen, besonders in den Wintermonaten. Ebenfalls preiswert
werden dann Orangen, Mandarinen und Ananas. Auch die Verfütterung von
Konservenobst ist möglich. Wer auf eingefrorenes Obst zurückgreifen kann, hat
kaum Futterbeschaffungsprobleme. Das Futter wird (Größe der Tiere entsprechend)
zerkleinert. Weiche Nahrung braucht nicht so klein geschnitten zu werden wie
zum Beispiel Äpfel. Harte Gemüsesorten und Mohrrüben können auch gerieben
werden. Zur Menge von einem halben Liter Obst gibt man noch ein rohes Ei, einen
halben Eßlöffel Multi-Sanostol und eine
Messerspitze Calcipot-Pulver und vermischt das Ganze. Diesen süßen Obstsalat,
der sehr gern gefressen wird, kann man mit gekochtem Reis, Weißbrot und Rosinen
variieren. Gras, Löwenzahn, Salat usw. braucht man nicht zu zerkleinern. Nach
dem Waschen läßt man dieses Grünfutter kurz abtropfen und bestreut die noch
feuchten Blätter mit Calcipot-Pulver. Die Futtermenge richtet sich nach dem
Bedarf der Tiere und kann je nach Tier, vor allem aber je nach Wetterlage,
erheblich schwanken. An heißen, sonnigen Tagen ist der Appetit der Pfleglinge
größer als an einem trüben, kühlen Regentag. Dies muß auch bei der Einlegung
von Fasttagen beachtet werden. Schildkröten und andere kleine oder junge
Pflanzenfresser füttert man täglich, bei einem Fasttag pro Woche. Ausgewachsene Tiere füttert man
4-5mal in der Woche, nach Möglichkeit immer etwa zur gleichen Zeit. Günstig ist
der späte Vormittag, denn da sind die meisten Tagtiere aktiv und hungrig. Problemlos
bei der Futterbeschaffung sind auch noch die Gemischtköstler, die nur ab und zu
Lust auf tierische Nahrung zeigen. Für sie wird dann anstelle eines Obsttages
ein Fleischtag eingelegt. Leicht verdaulich ist Rinderherz, das in kleine
Streifen geschnitten und mit rohem Ei und Calcipot-Pulver veredelt wird.
Ersatzweise kann auch mageres Fleisch von Kalb und Rind verwendet werden.
Gut sind auch Regenwürmer und
Schnecken, letztere wegen ihres Kalkhauses. Gesetzliche Regelungen, die das
Sammeln von Weinbergschnecken betreffen, müssen dabei aber beachtet werden.
Beim Verfüttern von gefangenen Mäusen geht man immer ein Risiko ein, denn es
besteht die Gefahr, daß sie vergiftet sind. Rattengift, das heute
weitverbreitet ausgelegt wird und natürlich auch von Mäusen angenommen wird,
wirkt nur sehr langsam, aber sicher. Ein preiswertes und gutes Futter sind auch
Eintagsküken, die von Geflügelfarmen regelmäßig abgegeben werden. Da man kaum
wegen der wenigen Küken, die man monatlich benötigt, jedes mal zu einer
Hühnerfarm fahren kann, legt man sich davon einen Vorrat in der Tiefkühltruhe
an. Vor dem Verfüttern müssen sie aber ganz aufgetaut, besser noch lebend warm
sein. Reptilien dürfen grundsätzlich kein kaltes Futter bekommen, da dies zu
schweren gesundheitlichen Schäden führen kann. In der Natur ist es unmöglich,
daß Reptilien an Futter gelangen können, das wesentlich kühler als ihre eigene
Körperwärme ist.
Futterfische und Tubifex kann man im
Zoofachgeschäft kaufen. Benötigt man kleinere lebende Fische, empfiehlt sich
die Kontaktaufnahme mit einem Aquarienverein, wo oft Jungtiere von
lebendgebärenden Zahnkarpfen (Guppys, Platys, Mollies), die sich schnell
vermehren, abgegeben werden. Selbstverständlich kann Fischfilet, auch von
Meerwasserfisch, verfüttert werden. Auf die Dauer macht sich jedoch ein Mangel
an Ballaststoffen und Kalk (Schuppen, Gräten, Eingeweide) bemerkbar. Besser
sind daher kleinere Fische, die unzerteilt mit wenigen Bissen verschluckt
werden können. Für Wasserschildkröten gibt es zwei verschiedene
Trockenfutterarten: Preßlinge für größere Schildkröten und getrocknete Insekten
für Jungtiere. Kaum bekannt ist, daß Hundetrockenfutter (Latz) von Schildkröten
gern gefressen wird. Von der Zusammensetzung her ist es gehaltvoll und hat den
großen Vorteil, daß es relativ billig und überall erhältlich ist.
Die bisher beschriebenen Futterarten
sind leicht zu beschaffen.
Schwierig wird es, wenn reine
Insektenfresser gepflegt werden sollen. Die meisten kleineren Terrarientiere
sind aber auf Insekten angewiesen. Die Beschaffung von abwechslungsreichem
Futter für zwei kleine Baumsteigerfrösche ist wesentlich aufwendiger als die
Fütterung von einem Dutzend Krokodilen. Während man für letztere im
Fischgeschäft die verschiedensten Fischarten frisch oder gar lebend kaufen
kann, muß man nach einer Bezugsquelle für kleinste Insekten doch länger suchen.
In Fachzeitschriften (AQUARIEN-MAGAZIN, DATZ) findet man Anschriften von
Futterinsektenzüchtern, die ihre Ware überall hin versenden. Dieser Weg ist
aber teuer und manchmal unsicher. Da die leeren Behälter wieder zurückgeschickt
werden müssen, verschlingt allein das Porto erhebliche Beträge. Bei jungen
Heimchen oder Grillen für Dendrobates-Arten kann man immer nur eine Portion für
ca. eine Woche vorrätig haben, sonst werden die Futtertiere zu groß. In der
Zeit von der Lieferung bis zur Verfütterung müssen die Futtertiere gut versorgt
werden, um ihren Nährwert zu erhalten. Eine eigene Zucht macht nicht viel mehr
Arbeit und verhindert gleichzeitig die Abhängigkeit von Dauerlieferanten.
Im Sommer kann man mit einem Insektennetz
sogenanntes "Wiesenplankton" fangen, das abwechslungsreich und gesund
ist. Für Großstädter, die einen weiten Weg zur nächsten Wiese haben, kommt
diese Art der Futterbeschaffung leider kaum in Frage. Das einzige, was ihnen an
freilebendem Futter bleibt, sind Fliegen. Die kleinen Tau- oder Essigfliegen
(Drosophila) lockt man mit überreifen Bananen oder einem anderen weichen Obst
an. Etwas Obst wird in ein Marmeladeglas gefüllt und dieses auf das
Fensterbrett gestellt. Bald kommen die Essigfliegen, um ihre Eier in den
Nährbrei abzulegen. Haben sich in dem Glas genug Fliegen gesammelt, deckt man
es schnell mit einem Tuch ab. Hat man die Futtertiere im Terrarium
freigelassen, stellt man das Glas gleich wieder auf, um neue Fliegen
anzulocken. Damit der Brei nicht austrocknet, befeuchtet man ihn bei Bedarf.
Bald wird man dann darin kleine Maden feststellen, die sich schon nach wenigen
Tagen verpuppen. Nun wird das Glas mit einem Perlonstrumpf zugebunden. Den
Zeitraum bis zum Schlüpfen der Fliegen kann man durch Kühlstellen verzögern
oder durch mehr Wärme beschleunigen. Vor dem Verfüttern reichert man die
Fliegen mit Vitaminen an. Dies geschieht, indem man zwei, drei Tage lang auf
den Strumpf ein paar Tropfen Multi-Sanostol und ein paar Tropfen Wasser gibt.
Im Terrarium legt man auf den Futterplatz ein Stückchen Banane, das die
Essigfliegen geradezu magisch anzieht.
Diese "offene" Zucht ist nur
über den Sommer und im Freien möglich. Über den Winter muß sie schon
konsequenter geführt werden. Als Zuchtbrei nimmt man wieder reifes Obst, das
man auch mit Kindernahrung (Haferschleim, Früchtebrei) und Kleie mischen kann.
Der Brei darf nicht zu naß sein und nur maximal zwei Zentimeter hoch eingefüllt
werden, sonst ertrinken die Maden. Aufrecht hineingestellte Streifen aus
Wellpappe oder etwas Holzwolle dienen später den Fliegen als Sitzplätze. Sind
diese Fliegen dann geschlüpft, entnimmt man einen Teil davon für einen neuen
Zuchtansatz. Zu diesem Zweck stellt man das Glas in den Kühlschrank, die
Fliegen werden dadurch klamm und lassen sich aus dem Glas herausschütteln. Der
Rest der Fliegen wird verfüttert und das Glas gesäubert. Für eine ertragreiche,
fortlaufende Zucht braucht man mehrere Gläser, die etwa 25-3O°C warm stehen
sollen.
Diese Zuchtmethode klappt auch bei der
stummelflügligen Form und bei der großen Taufliege (Drosophila funebris).
Größere Frösche und Geckos brauchen auch größere Fliegen. Die jedermann
bekannte Stubenfliege (Musca domestica) kann man über die warme Jahreszeit mit
käuflichen Fliegenfallen in großen Mengen fangen. Als Köder dient ein Stückchen
Käse oder Fleisch. Aber nicht nur Stubenfliegen, sondern auch Schmeiß- und
andere Fliegenarten werden in diese Falle gelockt. Auch besteht die
Möglichkeit, in Angelgeschäften Fliegenmaden zu kaufen. Man läßt sie sich
verpuppen und füttert dann die geschlüpften Fliegen ebenso wie die
Drosophila-Arten einige Tage an. Die Zucht der Stubenfliege ist einfach, aber
sie hat einen großen Nachteil; es riecht recht unangenehm nach Ammoniak, so daß
sie praktisch nur im eigenen Haus durchgeführt werden kann. Da der Raum hierfür
warm sein muß, bietet sich der Heizungsraum an. Der Nährboden kann vielseitig
angesetzt sein, zum Beispiel ein Kleie-Milchpulver Gemisch oder Hackfleisch.
Die Menge darf nicht zu groß sein, sonst verdirbt sie, kleine Portionen
trocknen zu schnell aus. Daher gibt man feuchte Sägespäne in das Glas, etwa
zwei bis drei Zentimeter hoch, und in eine Ecke eine Portion Nährbrei oder
Hackfleisch. Soviel wie die Maden an einem Tag fressen, wird nachgefüttert.
Braucht man kleinere Stubenfliegen, bekommen die halbgroßen Maden nichts mehr
zu fressen. Sie machen dann eine Notverpuppung und schlüpfen als halbgroße
Fliegen. Die Zuchtgläser für Stubenfliegen müssen größer sein als die für
Essigfliegen. Brauchbar sind dafür Einmachgläser. Für ganz Sparsame noch ein
Tip: Stubenfliegen kann man auch auf Kaninchen- oder Kuhmist züchten.
Grillen und Heimchen: Für größere
Frösche und vor allem für Echsen ist die Zucht von Grillen und Heimchen
angebracht. Von vielen Tieren werden sie den Wanderheuschrecken vorgezogen.
Ganz kleine Grillen und Heimchen sind ein gutes Futter für Jungfrösche in
Abwechslung mit Essigfliegen.
Auch Färberfrösche (Dendrobatinae)
nehmen sie gierig an. Für ganzjährige Zucht kommen die Mittelmeergrille
(Grillus bimaculatus) und das Heimchen (Hausgrille) (Acheta domestica) in
Frage. Wichtig für eine ergiebige Zucht ist eine gleichbleibend hohe Wärme von
etwa 30°C. Da diese Tiere lichtscheu sind, kann man sie gut im Keller
(Heizungsraum) züchten, dies ist auch wegen des Gezirpes der beste Ort. Die
Zuchtbehälter müssen dicht schließen, am besten sind Kunststoffkästen, an deren
glatten Wänden die Tiere nicht hinaufklettern können. Vor allem Heimchen können
recht hoch springen. Die Kästen sollten daher mindestens 35 cm hoch sein. Durch
den gazebespannten, abnehmbaren Deckel dringt genügend Frischluft hinein. Da
die Raumtemperatur in der Regel nicht ausreicht. muß zusätzlich geheizt werden.
Als Regalbrett wird eine Eternitplatte verwendet, unter die ein Elsteinstrahler
montiert wird. Dadurch ist der Boden im Zuchtkasten immer warm und trocken. Als
Unterschlupf für die Tiere legt man zwei bis drei Lagen Eierkartons in den
Kasten. Quarkbecher oder ähnliches (Größe etwa 10 x10 x5 cm) dienen als
Legeschalen. Bei starkem Besatz stellt man zwei davon in einen Zuchtkasten.
Gefüllt werden die Legeschalen mit einem feuchten Gemisch aus Torf, Walderde
(beide gesiebt) und Sand. Dieses Gemisch darf nicht austrocknen und ist daher
jeden Tag leicht zu besprühen. Wenn nach ca. zehn bis zwölf Tagen die ersten
Grillen oder Heimchen schlüpfen, nimmt man die Legeschalen heraus und stellt
sie in einen zweiten Zuchtkasten. In den ersten kommen wieder frische
Legeschalen hinein. Um eine ergiebige Zucht zu erhalten, braucht man drei
Kästen. Die Legeerde kann nur einmal verwendet werden. Wenn aus den Schalen
keine Jungtiere mehr schlüpfen, leert man die Schalen aus und wirft die alte
Erde weg.
Die
Futteransprüche sind gering, Orangen, Äpfel und Mäusepreßlinge genügen. Genauso
gern werden auch Mohrrüben, trockenes Brot, Bananen und Salat angenommen.
Letzterer ist aber nur zu empfehlen, wenn man hundertprozentig weiß, daß er
ungespritzt ist, sonst reichen wenige Blätter, um die ganze Zucht zu vergiften.
Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß alles Obst vor der Verfütterung
gründlich zu waschen ist! Ist ein Zuchtbetrieb erst einmal eingefahren, kann
der Ertrag ganz schön groß sein. Die meisten Anfänger machen aber den Fehler,
daß sie zu ungeduldig sind. Man muß bedenken, daß die Entwicklung von Ei zu Ei
etwa acht bis zehn Wochen dauert. Ein halbes Jahr muß man also schon warten,
bis die Zucht richtig läuft. Nicht so einfach wie Grillen und Heimchen sind
Wanderheuschrecken zu züchten. Heuschrecken sind nicht lichtscheu, im Gegenteil,
sie brauchen unbedingt Licht zur Nahrungsaufnahme. Ein Zuchtkasten sollte
mindestens die Abmessungen 25 x 30 x 30 cm haben. Für Boden und Seiten kann man
Span- oder Tischlerplatten verwenden. Der Boden muß vorn so weit vorstehen, wie
die U-Schienen für die Aufnahme der Frontglasscheiben breit sind. Den Kasten
leimt und nagelt man einfach zusammen. Für den unteren Teil der Scheibe klebt
man zwei kurze U-Schienen senkrecht an die Frontkanten. Diese Scheibe entfernt
man nur bei einer Generalreinigung. Die obere Scheibe funktioniert praktisch
wie eine Schiebetür, die man nur so weit aufschiebt, wie es unbedingt nötig
ist, um zu füttern oder um Heuschrecken zu entnehmen. Die obere Schiene für
diese Schiebetür klebt man an die Deckelkante, die untere Schiene auf die Kante
der unteren Scheibe. Das vordere Drittel des Deckels ist aus Holz. Der hintere
Teil wird mit Drahtgaze bespannt. Kunststoffgaze ist ungeeignet, da diese
innerhalb weniger Stunden von den Heuschrecken durchgenagt wird. Die linke
Seite und die Rückwand werden mit Gaze benagelt, weil sich Heuschrecken zur
Häutung mit dem Kopf nach unten aufhängen müssen und ihnen auf diese Weise
genügend Klettermöglichkeiten geboten werden. Es ist nötig, daß das vordere
Drittel des Deckels aus Holz ist und die rechte Seite nicht mit Gaze bespannt
wird, damit die Heuschrecken nicht so nah an die Türöffnung klettern können.
Beim öffnen der Schiebetür, ein Rechtshänder schiebt sie nach links, ist die
Fluchtgefahr der Heuschrecken auf diese Weise fast gebannt. Als Beleuchtung
wird an der Rückwand eine 25 Watt Glühbirne angebracht. Bei normaler
Raumtemperatur genügt die Birne gleichzeitig als Heizung. Die Temperatur sollte
etwa 32-38°C betragen. Damit die Zucht produktiv ist, läßt man das Licht Tag
und Nacht brennen. Schlaf brauchen die Heuschrecken anscheinend nicht. Durch
die immerwährende Helligkeit werden die Tiere dauernd zur Nahrungsaufnahme
angeregt. Schaltet man das Licht über Nacht ab, verlängert sich die
Entwicklungszeit von etwa einem Monat auf zwei Monate. Das Weibchen legt in den
Zuchtbecher, der mit dem gleichen Gemisch wie für Grillen und Heimchen gefüllt
ist, mehrere Gelege in Schaumröhren ab. Die Anzahl der Eier schwankt zwischen
dreihundert und fünfhundert. Da Heuschrecken größer als Grillen sind, bohren sie
mit ihrem Hinterleib auch tiefere Löcher. Die Zuchtbecher müssen wenigstens
sieben Zentimeter hoch sein. Die Jungtiere, die nach ca. zwei Wochen schlüpfen,
sehen den Elterntieren recht ähnlich. Sie machen innerhalb von sechs Häutungen
nur eine unvollständige Umwandlung (Metamorphose) durch. Nach jeder Häutung
sind sie eine Zeitlang weich, und manche werden dann von ihren Artgenossen auch
aufgefressen. Sonst besteht ihre Nahrung aus Grünfutter wie Gras, Salat oder
Keimweizen. Auch Äpfel und Mohrrüben können angeboten werden. Als Trockenfutter
stellt man ein flaches Schälchen mit Kleie in den Behälter. Durch das
Grünfutter wird der Flüssigkeitsbedarf gedeckt; es muß also immer frisch und
saftig sein. Will man Keimweizen verfüttern, weicht man eine entsprechende
Menge Weizenkörner einen Tag lang in warmem Wasser ein. Diese vorgekeimten
Körner werden in einer fünf Millimeter hohen Schicht auf einer feuchten Zeitung
in einer flachen Schale ausgebreitet. An einem hellen und warmen Ort läßt man
den Weizen austreiben, wobei er täglich gut befeuchtet werden muß. Hat er eine
Höhe von acht bis zehn Zentimetern erreicht, wird er verfüttert. Da dieses
Austreiben natürlich einige Tage dauert, muß man nacheinander einige Schalen
ansetzen, um fortlaufend über genügend Futter zu verfügen.
Genauso ist es mit den Zuchtkästen für
die Heuschrecken selbst. Mindestens zwei, besser drei Kästen braucht man für
eine ergiebige Zucht. Die Erde in den Bechern sollte nach vier Wochen erneuert
werden, jedoch erst wenn die letzten Jungtiere geschlüpft sind. Die Weibchen
dürfen praktisch nur zehn Tage ihre Eier ablegen, dann bekommen sie frische
Becher. Die vollgelegten Becher stellt man in einen leeren Zuchtkasten. Bevor
die Alttiere absterben, werden sie verfüttert. Manche Tiere, zum Beispiel
Wasserschildkröten, nehmen auch tote Heuschrecken gern an. Damit ein guter
Zuchtbestand erhalten bleibt, muß man darauf achten, daß man eher Männchen als
Weibchen verfüttert, da die Weibchen nicht so lange leben. Im Alter verfärben
sich die Männchen ins Schwefelgelbe, während die weiblichen Tiere braun werden.
Außerdem sind die Weibchen etwas größer und dicker. Zwei bis dreimal pro Woche
muß mit einem Spachtel der Kot entfernt werden. Gefüttert wird täglich ein bis
zweimal.
An Material für einen Heuschrecken-Zuchtkasten
in den Maßen 40x30x30cm braucht man:
Span- oder Tischlerplatten 13 mm, und
zwar: 2 Seiten 30 x 30 cm
1 Boden 37,5 x 29,5 cm
1 Rückenwand 37,5 x30 cm 1 Deckel 37,5
x 10 cm
2 Alu-U-Schienen 39,5 cm 2
Alu-U-Schienen 14 cm
2 Glasscheiben 6 mm dick 39,5 x 14,1
cm Drahtgaze 1 Stück 40 x21 cm
1 Stück 66 x 28,7 cm
Eine 40 Watt Glühbirne mit Fassung,
Kabel und Stecker. Etwas mehr Arbeits- und Materialaufwand verlangt der Bau
eines komfortableren Zuchtkastens. Der Boden besteht dann nicht einfach aus
einer Holzplatte, sondern aus einem Plexiglas- oder PVC Schieber. Nach der
ersten Häutung der Heuschrecken wird der Schieber herausgezogen. Nun sitzen die
Heuschrecken auf einem Rost, durch den der Kot in eine Schublade fällt. Wählt
man die Maschenweite so eng, daß die frischgeschlüpften Heuschrecken nicht mehr
durchfallen, bleibt später auch der Kot darauf liegen. Die günstigste
Maschenweite beträgt 3 x 2 mm.
Wie man sieht, ist die Zucht der
Wanderheuschrecken doch mit einem erheblichen Aufwand verbunden, wobei die
Futterbeschaffung - junger, keimender Weizen - die meiste Arbeit verursacht.
Hat man nur wenige Terrarientiere, die man mit Insekten füttern muß, kann man
auch indische Stabheuschrecken (Dixippus morosus) züchten. Die hierbei
erforderliche Arbeit ist geringer, leider aber auch der Ertrag.
Stabheuschrecken brauchen keine hohen Wärmegrade, Zimmertemperatur ist
ausreichend. Ihre Eier lassen sie einfach auf den Boden fallen. Einen
Zuchtbecher wie bei der Wanderheuschrecke kann man also einsparen. Als Nahrung
gibt man ihnen vor allem Blätter (Zweige werden in ein Wasserglas gestellt und
bleiben dadurch länger frisch). Im Winter kann man auf Efeu und Brombeerranken
zurückgreifen.
Männchen sind zur Fortpflanzung auch
nicht immer nötig. Stabheuschrecken können sich 6 Generationen lang durch
sogenannte Jungfernzeugung (Parthenogenese) fortpflanzen.
Die Maden der großen
Wachsmotte(Galleriamefonella) sind für Insektenfresser wahre Delikatessen. Ist
ein Tier nur schwer zur Nahrungsaufnahme zu bringen, dann nimmt es noch am
ehesten Wachsmottenmaden an. Als Zuchtbehälter eignet sich gut ein Plastikeimer
mit dichtschließendem Deckel, in den ein großes Loch geschnitten wird. Dieses
Lüftungsloch wird mit Drahtgaze abgedichtet. Kunststoffgaze sowie Holzkästen
sind für Wachsmotten nicht anzuraten, da beide Materialien schnell zernagt
werden. Alte Honigwaben dienen den Maden als Nahrung. Damit sie sich in Ruhe
verpuppen können, legt man ein paar Röhrchen aus Wellpappe hinein.
Zuchtansätze
aller bisher besprochenen Futterinsekten läßt man sich von entsprechenden
Firmen schicken, die Adressen stehen in Fachzeitschriften, wie zum Beispiel
AQUARIEN-MAGAZIN, DATZ und Das Aquarium. Ganz sparsame Terrarianer versuchen es
in den zoologischen Gärten, die Mühe ist aber meist vergebens. Wenn die Zoos
jeder Bitte um einen Zuchtansatz entsprächen, wären sie nach kurzer Zeit selbst
auf den Kauf von Futterinsekten angewiesen. Die einzigen Futterinsekten, die
man regelmäßig in fast jedem Zoogeschäft erhält, sind "Mehlwürmer",
die Larven des Mehlkäfers (Tenebriomolitor). Leider ist es das Los vieler
Terrarientiere, daß sie aus Bequemlichkeit (und Unwissenheit) ihrer Besitzer
als einziges Futter Mehlwürmer vorgesetzt bekommen. Viele Tiere werden gekauft,
ehe noch das Terrarium eingerichtet ist. Bevor eine Futtertierzucht richtig
läuft, haben sich viele "Terrarianer" an die billige und bequeme
Mehlwurm-Verfütterung gewöhnt. Nicht jedoch die Tiere, die unter dieser
einseitigen, mangelhaften Ernährung leiden. Hinzu kommt, daß Mehlwürmer als
Alleinfutter oder in großen Mengen auf viele Tiere giftig wirken. Als Notfutter
oder zur Abwechslung in nicht zu großen Mengen sind
Mehlwürmer durchaus angebracht. Die
Käfer selbst werden teilweise auch gern gefressen.
Als Zuchtbehälter eignen sich
Holzkisten aus Spanplatten. Kunststoffbehälter dürfen nicht hoch sein, sonst
bildet sich Schwitzwasser, das den Milbenbefall fördert und die Zucht zum
Erliegen bringt.
Die Entwicklung von Ei zu Ei dauert
drei Monate, bei Temperaturen von 28-3O°C. Die Käfer legen ihre Eier in Kleie,
die etwa 2 cm hoch in die
Zuchtkästen eingefüllt wird. Den
Kasten deckt man mit einem leichten Gitter ab, da die Käfer nachts aktiv sind
und manchmal entfliegen. Sie sind lichtscheu. Als Unterschlupf gibt man ein
Stück Wellpappe auf die Kleie. Zusätzliches Futter, vor allem zur
Feuchtigkeitsaufnahme, sind Apfel- und Karottenscheiben, welche täglich frisch
gegeben werden müssen. Die Überreste vom Vortag werden sorgfältig entfernt. Kleine
Würmer, die noch an den Resten nagen, klopft man vorher ab. Im Haushalt
anfallende Reste von Brot, Zwieback, Mehl usw. kann man ebenfalls den
Mehlwürmern verfüttern. Wichtig ist, daß sie immer Futter zur Verfügung haben,
sonst beginnen sie bald mit einer Notverpuppung. Der Kot der Mehlwürmer sieht
aus wie feiner Sand und liegt im Zuchtbehälter immer unten, obenauf liegen die
grobe Kleie und die Häute der Mehlwürmer. Auf den ersten Blick kann man darum
nicht feststellen, ob noch genügend Futter vorhanden ist. Ein kurzes
Herumstochern mit dem Finger gibt darüber Auskunft. Nach der siebten Häutung
sind die Würmer ausgewachsen und verpuppen sich. Damit aus der Puppe ein Käfer
werden kann, braucht sie Ruhe, sonst stirbt sie ab. Die Puppen werden dazu
abgesammelt und in einen separaten Behälter gelegt. Zum Fressen brauchen sie
nichts. Erst die fertigen Käfer nehmen wieder Nahrung auf. Legt man ein Stück
Eierkarton in den Puppenbehälter, sammeln sich die Käfer, die nach dem
Schlüpfen weiß und weich sind und erst nach ein paar Tagen schwarz werden,
unter dieser Pappe.
Für den kleinen Bedarf kann ein
einziger Zuchtbehälter ausreichen. Wer größere Mengen Mehlwürmer braucht, nimmt
mehrere Zuchtkästen. Bei fünf Kisten verfährt man folgendermaßen: In die erste
Kiste kommt Kleie, und die Käfer werden dazugesetzt. Nach zwei Wochen werden
die Käfer durch Aussieben entnommen und in die zweite Kiste mit Kleie gesetzt.
So geht es immer weiter. In jeder Kiste befindet sich dann die gleiche Menge
Würmer, die sich nur durch das Alter und folglich auch in der Größe
unterscheiden. Wenn die Größe der Würmer keine Rolle spielt, verfüttert man nur
die ausgewachsenen, dann ist die Zucht am ergiebigsten. Von jedem Kasten muß
aber ein Teil der Würmer zur Verpuppung übriggelassen werden. Nur so wird stets
für den Käfernachschub gesorgt.
Bis ein Anfänger eine gut
funktionierende Mehlwurmzucht aufgebaut hat, vergeht bestimmt ein Jahr.
Nachlässigkeiten, zum Beispiel während der Urlaubszeit, machen sich durch
Würmermangel im Herbst und Winter bemerkbar. Zu einer Zeit also, wo man am
meisten auf sie angewiesen ist. Glücklicherweise kann man Mehlwürmer fast
überall kaufen. Die Zucht kann man daher erst einmal nebenher aufbauen und erst
dann mit dem Verfüttern anfangen, wenn wirklich alles klappt.
Eigentlich sollte (die Betonung liegt
auf sollte) bei jeder Futterzucht so verfahren werden, aber dazu braucht man
Geduld und nochmals Geduld. Wie man sieht, ist der Aufwand für ein
abwechslungsreiches Futterangebot - speziell über die kühlen Monate beträchtlich.
Da einseitiges Futter auf die Dauer schlecht ist und die Hoffnung auf Nachzucht
erheblich mindert, muß man eine andere Lösung des Problems anstreben. Eine
Lösung wäre, daß mehrere Terrarianer sich, vielleicht über einen Verein,
zusammenschließen, und jeder spezialisiert sich auf bestimmte Futtertiere.
Davon züchtet er nicht nur für den Eigenbedarf, sondern soviel, daß er auch den
anderen Terrarianern genügend abgeben kann. Im Gegenzug erhält er dann von
ihnen deren Futterangebot. So artet das Hobby nicht in Arbeit aus. Außerdem ist
das Risiko einer Futterknappheit auf mehrere Personen verteilt und dadurch
geringer. Schon ein Hauch eines Ungeziefersprays läßt die ganze Zucht ins
Stocken, wenn nicht gar ganz zum Erliegen kommen. Aus diesem Grund ist auf
Sauberkeit und dichte Behälter zu achten. Entwichene Heimchen und Grillen
können sich zu argen Plagegeistern und Schädlingen entwickeln. Ihre Vernichtung
und gleichzeitige Schonung der Zucht ist schwer zu vereinen. Sprays und Strips
sind gefährlich, besser sind in solchen Fällen Fraß- und Kontaktgifte. Es ist
wichtig, daß vergiftete Tiere nicht wieder in die Zuchtbehälter gelangen.
Selbstverständlich verfüttert man sie auch nicht mehr, sondern wirft sie in den
Abfall.
Viel schwieriger in der Bekämpfung sind
Schaben (Kakerlaken). Ihre Zucht kann daher gar nicht empfohlen werden, obwohl
sie am einfachsten und ergiebigsten unter den Insekten ist. Bei entsprechender
Wärme vermehren sie sich enorm schnell. Die Weibchen bekommen je nach Art
entweder lebende Junge oder tragen im Hinterleib einen Kokon, bis die Jungen
schlupfreif sind. Dank ihrer heimlichen nächtlichen Lebensweise bleiben sie
lange unbemerkt, erst wenn sie massenweise auftreten, ist man sich klar
darüber, daß irgendwann einmal welche entkommen sind. Dies ist auch bei
sorgfältiger Arbeit nicht auszuschließen, sondern nur eine Frage der Zeit.
Kakerlaken sind gute Futtertiere, deren Zucht aber aus praktischen Gründen
abzulehnen ist.